Deftige Zeugenaussage im Krüger-Prozeß

■ Im Prozeß gegen Krüger, der seine Eltern getötet hatte, sagte der von Krüger beschuldigte Ex-Fremdenlegionär Harbecke aus

Im Prozeß gegen den 59jährigen Ronald Krüger, der im Oktober letzten Jahres seine Eltern mit zwei Kopfschüssen getötet hat, wurde gestern als Hauptbelastungszeuge der 44jährige Dieter Harbecke gehört. Dem ehemaligen „Angestellten“ der Pension Regina und jetzigen „Arbeitslosen“ verdankt die Kripo eine Tonbandaufnahme mit dem Geständnis Krügers. Dieser hatte jedoch zu Beginn des Prozesses sein Geständnis widerrufen und Harbecke des Doppelmordes beschuldigt. Nachdem der Prozeß wegen Krankheit einer Schöffin geplatzt und in diesem Monat neu eröffet worden war, gestand Krüger zwar nochmal, doch sowohl über die Umstände, in denen das Tonbandgeständnis zustandegekommen war, wie auch über den Verbleib des Schmucks der Eltern Krügers sollte der in Bordellkreisen sattsam bekannte Harbecke Auskunft geben.

Dessen Aussage war deutlich von Wut auf Krüger geprägt, weil dieser im Sommer versucht hatte, Harbecke als Waffenbeschaffer, Hehler und einzigen Gewinner in einer mehr als trostlosen Erbschaftsangelegenheit in das Verfahren zu ziehen. Lange vor dem Mord, so Harbecke gestern, hätten er und Krüger sich „ein bißchen angefreundet“. Doch Krüger, der „Prototyp eines Waschlappens“, sei ihm, dem ehemaligen Fremdenlegionär, mit seiner „wehleidigen Art“ auf die Nerven gegangen. Daß es Krüger war, der seine Eltern auf dem Gewissen hatte, wußte der ehemalige Fremdenlegionär Harbecke sofort, als er in der Zeitung von dem Mord las. So habe er Krüger vorgespiegelt, ihm helfen zu wollen, und habe ihm in der Pension „Regina“ mit Hilfe von Rum und Kokain ein stockendes Geständnis entlockt.

Seine Hilfsbereitschaft gegenüber der Polizei begründete Harbecke, der aus nicht geklärten Umständen in diesem Sommer mit seinem Motorboot in die Luft geflogen war und schwere Brandverletzungen davongetragen hatte, mit seiner Devise, daß Mörder „an den Fliegenfänger“ gehörten.

Den Schmuck der alten Krügers habe er komplett der Polizei übergeben.

Zu den 20.000 Mark von der Kripo, die ihm das Krüger -Geständnis brachten, erwartet er nun noch 50.000, die Krüger nach dem Mord selbst ausgelobt hatte. Krügers Sohn gab ihm das sogar schriftlich - über Anwalt Stübing, der Krüger als dessen damaliger Verteidiger zu seinem Geständnis geraten hatte.

wvb