: Nur der Regen hilft den Bäumen
■ In Baden-Würtemberg ging der Anteil der sterbenden Bäume minimal zurück - wegen der starken Regenfälle / In Hessen mehr mittelschwer erkrankte Bäume / Jetzt erwischt es auch die Deutsche Eiche
Stuttgart (taz/ap) - Werden Dürreperioden als Folge des Ozonlochs Wirklichkeit, dann ist's um den deutschen Wald geschehen. Nur weil es in den vergangenen Jahren extrem viel geregnet hat, so die Waldschadensinventur 1988 des baden -württembergischen Landwirtschaftsministers, stirbt der Wald jedenfalls langsamer: Statt 60 Prozent geschädigter Bäume im vergangenen Jahr, sind es heuer noch 58,8 Prozent. Nur 0,3 Prozent der Bäume sollen im vergangenen Jahr schadstoffbedingt endgültig eingegangen sein.
In Hessen ist jetzt mehr als die Hälfte der etwa 870.000 Hektar großen Waldfläche krank. Auch in Wiesbaden legte Landwirtschaftsministerin Reichhardt am Montag die Waldschadensbilanz 1988 vor, wonach der Anteil der geschädigten Bäume gegenüber dem Vorjahr von 48 auf 55 Prozent gestiegen ist. Von 29 auf 38 Prozent zugenommen hätten die leichten Schäden, zu denen Nadel- oder Blattverluste bis zu 25 Prozent gehörten. Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume der Schadstufen II und III sei um zwei Prozent auf 17 zurückgegangen. Fortsetzung auf Seite 4
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Bäume der Stufe II weisen einen Blatt- oder Nadelverlust von 26 bis 60 Prozent, Bäume der KategorieIII eine Einbuße von 61 bis 100Prozent auf.
Zuverlässige Ergebnisse über den Einfluß von Chlorkohlenwasserstoffen auf das Waldsterben gibt es nach Ansicht des Stuttgar ter Landwirtschaftsministeriums noch nicht. Einen Grund zur Entwarnung erkennt der baden-württembergische Minister Weiser freilich nicht.
Zahlreiche Verbesserungen zur Luftreinhaltung sind laut Waldschadensbericht von Baden-Württemberg ausgegangen, die Großfeuerungsanlagen-Verordnung zum Beispiel oder die Entschwefelung von Heizöl. Für Dünge- und Wiederaufforstungsprogramme gibt die Landesregierung innerhalb von fünf Jahren 150Millionen Mark aus. Dennoch stirbt der Wald weiter. Besorgniserregend, so die Waldschadens-Inventur, sei der Zustand des Waldes in den exponierten Hochlagen des Schwarzwaldes. In Kammlagen sind dort bereits ganze Waldbestände abgestorben, mit einem weiteren flächenhaften Absterben wird muß gerechnet werden.
Besonders schlecht ging es im vergangenen Jahr der deutschen Eiche. Obwohl Fraßschäden durch Insekten dieses Jahr rückläufig waren, und auch das Rotwild die deutsche Eiche offenbar nicht liebt, wird deren Gesundheitszustand immer schlechter.
Nach Buche und Pappel ist mit der Eiche nun einer der robustesten und wertvollsten Laubbäume schwer erkrankt. Kleinere und weniger Blätter, vorzeitiger Abwurf, lichte Kronen, kürzere Triebe, geringer Zuwachs an Jahresringen diese Symptome beunruhigen Wissenschaftler seit 1986. Doch die Experten stehen vor einem Rätsel, noch sind die Gründe für das Eichensterben unklar: Die Geschwindigkeit des Eichensterbens sei außergewöhnlich.
Während bei Buchen der Zeitraum von ersten Krankheitsanzeichen bis zum Absterben fünf bis zehn Jahre dauern könne, sei er bei den Eichen mit nur drei bis sechs Monaten erschreckend kurz. Hauptsächlich sind junge Bäume um die 40 Jahre befallen: „Im Spessart findet man 300 Jahre alte Exemplare, sonst werden eher solche alten Bäume angegriffen.“ In Norddeutschland sterben die Eichen besonders in Berlin, Lübeck und Braunschweig. Hamburger Eichen seien von der rätselhaften Krankheit bislang verschont geblieben.
diba
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