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JUNGGESELLENMASCHINE

■ „Kein Ort für Sirenen“ von Angi Welz-Rommel im Eiszeit

Die Frau, eine Männerphantasie: Sie ist die Krönung des ausgesuchten und vom Diener täglich abgestaubten Mobliars. Der Herr (Friedhelm Ptok) zieht sie aus und zieht sie an. Doch auf die Dauer genügt dies nicht. Der Geliebten aus Silicon fehlt das Geheimnis und die aufreizende Differenz zwischen dem Bild, nach dem er die Frau zurichten möchte, und ihrer eigenen Realität. Die Phantasie ist nicht perfekt, wenn sie keinerlei Widerstand leistet, den es zu brechen gilt, wenn es an ihr nichts zu erziehen gibt, wenn sich keine Gelegenheit zum Kampf bietet, in dem er seine Macht demonstrieren kann.

Also wird der Diener in das Drama gelockt; Verbote, die er brechen muß, weisen ihm den Weg zur geheimen Kammer. Neu entzündet sich die Phantasie des Herren an den Eifersuchts -Qualen: Er sieht, wie seinem Nebenbuhler das Wunder gelingt und Pygmalions Standbild lebendig wird. Das bereitet Schmerz, das bereitet Lust. Plötzlich ist ein Grund gefunden, um ihren Besitz zu kämpfen, denn erst der Kampf läßt den Besitzer sich auch als solchen fühlen. Über sie, das Objekt, regeln Herr und Diener ihre Machtverhältnisse neu.

Angi Welz-Rommel inszenierte „Kein Ort für Sirenen“ als ihre Abschlußarbeit an der DFFB zusammen mit Helma Blößer. Ihr Film, der ein wenig zu überraschungslos die Frauen -Seminar-These von der Frau als Männerphantasie illustriert, erhielt prompt einen Spezialpreis auf der „Femmenale '88“ in Montreal. Doch die Schwarz-Weiß-Fotografie von Niki Joray verleiht der etwas platt symbolischen Filmerzählung den Reiz verblaßter Spitzentaschentücher und bereitet eine nostalgische Bilderlust. In dem durch das Gitter des Treppengeländers verfolgten Gang des Dieners zur Schlafzimmertür und der Großaufnahme seiner zitternden Hand über der Klinke erweist der Film den Meistern des Suspense seine Hommage; in den fallenden Puppenköpfen und sprudelnden Wassern, die kurz eingeschnitten werden, wenn in Ptok die Dämme der Zivilisation brechen, bezeugt die Regisseurin ihre Kenntnis der surrealistischen Montage. Doch es ist vor allem der Rhythmus der Bilder, der die Filmerzählung nicht langweilig werden läßt.

Katrin Bettina Müller

„Kein Ort für Sirenen“ und zwei Kurzfilme von Angi Welz -Rommel am 5.10. um 21 Uhr im Eiszeit.

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