: Mogelpackung Kongreßhalle
■ Bauaufsicht sperrt Ausstellungshalle und Foyer für Ausstellungen / Rauchgasabzüge reichen nicht aus und Frühwarnsysteme fehlen
Die Kongreßhalle, eines der symbolträchtigsten Potemkinschen Dörfer, wird vorläufig wohl wieder hauptsächlich als Postkartenmotiv herhalten müssen. Der Grund: Probleme mit der Bauaufsicht. In der letzten Woche, so war von der Kulturverwaltung zu erfahren, hat die Tiergartener Bauaufsicht verfügt, daß Ausstellungshalle und Foyer grundsätzlich für Ausstellungen gesperrt seien. Veranstaltern, die in der nächsten Zeit dort ausstellen wollen, wurde mitgeteilt, daß sie sich nach einem anderen Ausstellungsort umsehen sollten.
Anlaß der Intervention der Baupolizei war eine Antiquitätenausstellung, die letzte Woche zu Ende ging. Die gehobenen Altwarenhändler hatten Kojen und Mauern fest eingebaut und mit massiven Schränken zentrale Fluchtwege verstellt. Durch das viele Holz, das die Aussteller in die Kongreßhalle brachten, war die „Brandlast“ erheblich erhöht worden.
Die Antiquitätenhändler sind zwar inzwischen nebst leicht brennbarem Holz wieder weitergezogen, aber da die Bauaufsicht nun schon mal ein kritisches Auge auf die Sicherheitslage der Kongreßhalle geworfen hatte, stellte sie fest, daß die Ausstellungshalle und das Foyer eigentlich auch sonst für Ausstellungen kaum geeignet seien. Weder ausreichende Rauchgasabzüge noch nach neuesten Sicherheitsbestimmungen vorgeschriebene Frühwarnsysteme sind vorhanden.
Daß bei dem 50 Millionen teuren umstrittenen Wiederaufbau der „schwangeren Auster“ wenigstens bei der Innenausstattung geknausert wurde, geht auf einen typischen FDP-Schlenker zurück. Nach einer sündhaft teuren Konservierungsphase der Trümmer gab sich die FDP im Jahre 1985 sparsam. 50 Millionen und keinen Pfennig mehr oder Abriß, polterten sie über ein Projekt, von dem bis dahin noch niemand wußte, wozu es eigentlich genutzt werden sollte. Mit der Mogelpackung Kongreßhalle wird sich wohl wieder einmal das Parlament zu befassen haben.
RiHe
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen