: Gewerbe über alle Grenzen
■ Grüne Kritik am Gewerbeflächenbericht des Wirtschaftssenators / Für Kooperation mit Umland
„Die expansive und extensive Gewerbeflächenpolitik des Wirtschaftsressorts ignoriert die geographischen und ökologischen Grenzen eines Stadtstaates.“ Zu diesem Ergebnis ist der grüne Wirtschaftspolitiker Ralf Fücks beim Studium des kürzlich veröffentlichten offiziellen „Gewerbeflächenberichts“ gekommen (vgl. taz vom 5.10.88). Wirtschaftssenator Beckmeyer rechnet darin mit einem jährlichen Bedarf an neuen Gewerbeflächen von 33 Hektar. „Damit werden aus kurzfristigen ökonomischen Interessen heraus die langfristigen Überlebensinteressen geschlagen“, kritisiert Fücks. Besonders bedroht sei der „einzigartige Feuchtgebiete-Gürtel“ um Bremen herum. Diese „Ex und Hopp-Mentalität“ würde am Ende sogar ökonomisch wieder negativ zu Buche schlagen. „Die Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Stadt ist auch ein Standortfaktor.“
Dabei sei die Suche nach neuen Gewerbegebieten völlig überflüssig, bevor nicht die stillgelegten ehemaligen Gewerbeflächen wieder voll genutzt würden. So werde z.B. das riesige hafennahe Grundstück, auf dem früher Brinkmann Zigaretten produzierte, „weit unter Wert z.B. für einen Verbrauchermarkt verschleudert“. Und mit den stillgelegten Hafenrevieren gäbe es große Flächen, die im Bericht noch nicht einmal als Gewerbeflächen ausgewiesen seien. Auch auf dem AG-Weser-Gelände, dem ehemaligen Güterbahnhof und im Klöckner-Werksgebiet warteten große Gebiete auf neue Nutzer. Zusätzliche Erschließungen für Gewerbe - z.B. in der Osterholzer Feldmark und im Hollerland - seien somit völlig überflüssig.
Der Senat solle sich lieber mit den Umlandkreisen und gemeinden auf einen Gewerbeflächen-Verbund einigen, so der grüne Gegenvorschlag. Die dort gemeinsam erwirtschafteten Gewerbesteuern könnten auch gemeinsam, z.B. für öffentlichen Regionalverkehr und Wesersanierung wieder ausgegeben werden.
Ase
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