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Blockade

■ Belgrader ZK-Konferenz läßt alles offen

Immerhin haben es die Vertreter der anderen Nationalitäten während der ZK-Sitzung in Jugoslawien geschafft, dem serbischen Parteichef Milosevic kräftig eins auszuwischen. Ein Jugoslawien unter serbischer Vorherrschaft wird es zunächst nicht geben. Die serbisch-nationalistische Kampagne einzugrenzen und Konzepte dafür zu entwickeln, wie das gesamte Jugoslawien aus seiner tiefen wirtschaftlichen und politischen Krise zu führen ist, sind jedoch zwei Paar Stiefel.

Die jetzt entstandene Pattsituation ist dennoch weiterhin brisant und gefährlich. Zwar fordert Parteichef Stipe Suvar umfassende wirtschaftliche und demokratische Reformen, doch weiß man, daß in den meisten Republiken konservative Parteiführungen am Ruder sind. Und daß in Kroatien und in Bosnien nach den Appellen auf der ZK-Konferenz das Ruder herumgerissen wird, ist für die nächste Zukunft unwahrscheinlich. Tiefgreifende ökonomische und demokratische Reformen bleiben so weiterhin den slowenischen Genossen vorbehalten. Und das ist zuwenig, um die Blockade der politischen Institutionen in Jugoslawien zu beheben.

Solange aber keine neue glaubwürdige Zukunftsperspektive für das gesamte Volk geboten wird – das jetzt eingeleitete Personalkarussell ist da zu wenig –, gewinnt zumindest in Serbien der Ruf nach dem „starken Mann“ an Zugkraft. Wenn dort am Wochenende wieder Hunderttausende demonstrieren werden, könnten sich trotz aller Dementis die Militärs bemüßigt fühlen, im Namen Titos und des einheitlichen Bundesstaates als Ordnungsmacht aufzutreten. Davor müssen dann die Milosevic-Anhänger weniger Angst haben als jene, die für die Minderheitenrechte und die radikale demokratische Öffnung eintreten.

Erich Rathfelder

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