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Kein Einlaß für AL-Abgeordnete

■ Der türkischen AL-Abgeordneten Sevim Celebi-Gottschlich wurde beim Empfang des türkischen Staatspräsidenten Evren im Rathaus Schöneberg der Einlaß verwehrt / „Sie sind unerwünscht“

Berlin (taz) - Beim Empfang des türkischen Staatspräsidenten Evren im Berliner Rathaus Schöneberg wurde die AL -Abgeordnete Cevim Celebi-Gottschlich rausgeschmissen. Frau Celebi ist seit zwei Jahren Mitglied der Fraktion der Alternativen Liste und die einzige Türkin in einem bundesdeutschen bzw. West-Berliner Parlament. Bereits während der Rede des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) wurde die Abgeordnete nach ihren eigenen Angaben von mindestens 15 türkischen und deutschen Sicherheitskräften umringt. Sie sei „unerwünscht“, wurde ihr mitgeteilt, bevor man sie sehr rüde zum Ausgang drängte. Sevim Celebi-Gottschlich hatte zum Empfang keine Einladung erhalten, sie mußte die Karte des Fraktionsvorsitzenden benutzen. Die AL hat inzwischen heftig gegen diese Behinderung einer Abgeordneten protestiert.

Der Regierende Bürgermeister sagte gestern anläßlich der Eintragung des türkischen Staatspräsidenten ins Goldene Buch der Stadt, man verfolge seit 1980 die Rückkehr des Landes zur Demokratie, „zunächst mit Ungeduld, inzwischen immer mehr mit wachsendem Respekt“. Diepgen betonte die „große Bedeutung“, die die Türkei als Brücke zwischen Europa und dem nahen und mittleren Osten habe. Evren, der im Rahmen seines fünftägigen Staatsbesuchs zu einem kurzen Aufenthalt in Berlin gekommen war, äußerte sich zufrieden über die Anstrengungen des Senats für eine bessere Integration der 130.000 in der Stadt lebenden Türken.

Als besonderes Gastgeschenk für Evren hatte der Senat allen türkischen Kindern schulfrei gegeben. Jubelnd fähnchenschwingend und Parolen skandierend empfingen sie gestern den Staatspräsidenten vor dem Rathaus Schöneberg. Das Rathaus selbst war weiträumig abgesperrt, auf den Dächern waren Scharfschützen postiert. Protest äußerten hier nur einige Mitglieder der Alternativen Liste, die sich mit T -Shirts mit der Aufschrift „Evren, Mörder, hau ab“ an der Straße postiert hatten.

Die AL hatte außerdem zu einer Demonstration gegen den Besuch des türkischen Staatspräsidenten am späten Nachmittag in der Innenstadt aufgerufen. Evren wurde zu dieser Zeit von Bundespräsident Weizäcker im Schloß Bellevue empfangen.

bf

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