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Rickmers: Abriß auf Distanz

■ Bremerhavener Magistrat will Rickmers-Schiffbauhalle abreißen lassen / Sie soll Arbeitsamts-Neubau weichen / Grüne dagegen / Industriedenkmal im Bauhaus-Stil

Sie ist über 20 Meter hoch, fast 40 Jahre alt und soll nun bald abgerissen werden, wenn es nach dem Willen des Bremerhavener Magistrats geht. Der grüne Stadtverordnete Horst Grützner ist dagegen, daß die frühere Schiffbauhalle der stillgelegten Rickmerswerft dem Erdboden gleichgemacht wird. Die kubische Architektur der Halle sei von industrie -historischem Wert, meint Grützner, ähnlich wie das Weserwehr in Bremen, das 1987 den Planungen der Behörden zum Opfer fiel.

Auf dem Rickmers-Gelände soll ein Gebäude entstehen, das

für Bremerhaven mehr Bedeutung hat als für viele andere Städte: ein neues Arbeitsamt. Die Arbeitsverwaltung selbst wird darin nur Mieter sein. Bauherr wird ein privater Investor, dessen Namen bisher nur ein kleiner Kreis Bremerhavener Spitzenbürokraten kennt. Der Geheimnisvolle hat sich ein Arbeitsamt entwerfen lassen, das mit einer Ecke in die alte Halle hineinragt. Deshalb der Abriß, und zwar auf Staatskosten.

Damit ihm das Bremer Landesamt für Denkmalspflege nicht unversehens in die Suppe spuckt, hat

Bürgermeister Heinz Brandt von sich aus eine Stellungnahme des Amtes angefordert. Die lag jetzt dem Bauausschuß vor. Die Halle habe keinen Denkmalschutz verdient, fand das Amt. Das grüne Ausschußmitglied Grützner war es nicht zufrieden. „Um den architektonischen Wert der Halle zu erkennen, muß man Augen haben“, sagte er gestern zur taz. Denkmalpfleger Hahn brauchte keine: Er hatte die Halle am Schreibtisch zum Abriß verurteilt. Nach Bremerhaven war er ihretwegen nicht gefahren. mw

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