: Walium fürs Volk
■ „Putu“ und „Siku“ sind frei: Ruhm und Ehre der sowjetischen Flotte
Berlin (taz) - Die größte internationale, blockübergreifende Tier-Befreiungsaktion aller Zeiten ist am Mittwoch nachmittag erfolgreich abgeschlossen worden. Die beiden vom Packeis eineinhalb Wochen eingeschlossenen Grauwale „Putu“ (Eisloch) und „Siku“ (Eis) sind ins offene Meer abgetaucht und von den Bildschirmen der Welt verschwunden. Den Journalisten kullerten die Tränen ob des Happy-Ends in die Schreibmaschinen: „Sowjets und Amerikaner kämpften Wale frei, die Helfer jubelten, als die beiden tonnenschweren Tiere endlich in der unendlichen Weite des Arktischen Ozeans verschwanden.“
Den Durchbruch vor der Nordküste Alaskas hatten die zur Hilfe gerufenen Sowjets geschafft. Die Russen seien prächtige Kerle, lobte US-Konteradmiral Petersen. Sie seien mit „durchweg positiver Haltung“ angekommen und hätten „sofort“ angefangen zu arbeiten.
Der 44.000 PS starke Eisbrecher „Admiral Makarow“ unter der Führung des furchtlosen Kapitäns Sergej Retschetow knickte in „behender Leichtigkeit“ meterdicke Eisdecken wie Streichhölzer. Das zweite sowjetische Schiff „Vladimir Arseniew“ und ein Amphibientraktor mit archimedischen Schrauben besorgten den Rest. So war schnell eine Rinne zum Ozean freigelegt, durch die sich die Tiere in die Freiheit schlängelten. Mit freudig-erregten Luftfontänen sollen die befreiten Kolosse ihre Rettung gefeiert haben. Weitere Äußerungen wurden nicht bekannt. Reagan, der täglich mit den Wal-Helfern telefoniert hatte, gratulierte zur erfolgreichen Befreiung, Gorbatschow war wegen einiger unwichtiger Staatsgäste verhindert.
Vermiest wurde das arktische Freudenfest nur durch einige sauertöpfische Umweltschützer, die auf die Schadstoffe im Meer aufmerksam machten und unkten, die Wale hätten ohnehin nicht lange zu leben. Meldungen, daß japanische Walfänger schon mit breitem Grinsen und gewetztem Messer vor der Küste lauerten, erwiesen sich als falsch.
-man
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