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Die subversive Idee des Umdrehensoder Die ausverkaufte taz

■ betr.: taz-Ausgabe von Jutta Hoppensack

Die Idee des Umdrehens begann als subversive.

Die Dinge so zu benennen, wie sie sein könnten, so tun als ob, um der Welt den Spiegel vorzuhalten.

Stolpersteine setzen, Nuancen gegen das Alltägliche.

Was bei Brandtenbers Tochter Egalias noch eine kritische Form war, zeigt heute endlich von der SPD Frau Jutta Hoppensack in der taz Bremen verwendet, seine abgehalfterte Gestalt.

Alle Männer mit Frauennamen zu benamsen tut so, als sei die Welt so einfach zu verweiblichen und unterschlägt schon in der Sprache den Unterschied, auf den alles ankommt:

daß nämlich eine Welt, in der es nach den Frauen ginge (hoffentlich) völlig anders aussähe, als die bestehende. Die Einfachheit der falschen Verfremdung wird erkauft mit der platten Anpassung an das Bestehende.

Eine alte kleinbürgerliche Utopie:

Alles radikal an der Oberfläche zu ändern, ohne wirklich etwas zu verändern.

Der Wunsch wird für die Wirklichkeit genommen, genährt wird der Größenwahn der Ohnmacht - nach außen eine Tarnexistenz der männlichen, davon legt die männliche Sprache deutlich Zeugnis ab, das nicht durch oberflächliche Korrekturen weggeweißt werden kann, weil darin die ganze Misere eingeschlossen liegt.

Wird dieser Unterschied einfach übergangen, so gibt es keinen Begriff für das, was ist, und solche Sprache ist einer männlichen Welt um so mehr ausgeliefert, als sie versucht aus ihr zu fliehen.

Auf diesem Weg der Stolpersteine stolpert es sich in die Sackgasse der eigenen Ohnmacht; dem vordergründigen Effekt wird die Utopie einer wirklichen Veränderung - und damit diese selbst - geopfert.

Wolfgang Bock

U-Satz:!!!!

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