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Kein Platz für Rassismen

 ■ TAZ.INTERN

Am 17.10. erschienen zwei Artikel von Thomas Kapielski in der taz. In seiner Fernsehkritik hieß es, bei „jüdischen Kennern und Sammlern“ errege Anselm Kiefers „Kellerbunkermuff mit KZ-Schornsteinruß... den furiosesten Kauftrieb“. Weiter ging es mit „Und wir Deutschen sind wieder so blöd...“, während die „jüdischen Sammler“ die Bilder gekauft haben als sie noch billig waren. Auf den Berliner Kulturseiten der taz veröffentlichte derselbe Autor am selben Tag seine Entdeckung, daß die Disco „Dschungel“ „bereits um acht Uhr abends gaskammervoll“ war. Am 24.10. erschienen drei empörte Leserbriefe dazu in der taz. Pieke Biermann fragte: „Was hat sich T.K. gedacht bei der Verwendung des Adjektivs in dem Nebensatz 'daß es... bereits um acht Uhr abends gaskammervoll war‘? Was haben sich Sätzerin, Korrekteurin, Redakteurin gedacht, als ihnen jenes Wort in jenem Beitrag begegnet sein muß? Hat sich überhaupt irgendjemand irgendetwas gedacht oder ist es zuviel verlangt, von Macherinnen einer Zeitung zu verlangen, daß sie denken?“

Nein, das ist es nicht. Pieke Biermann hat recht, daran zu zweifeln. Aber statt ihr zu antworten, wurde von seiten der taz eine „Anmerkung“ beigefügt, die der ungenannte Autor mit den Worten begann: „Vielleicht doch eine wachsame weil deutsche und somit präzise Wahrnehmung?“, um dann antiautoritär, wie Kapielski sich zu geben pflegt, die Autorität Rolf Dieter Brinkmann (Diskotheken: „Gaskammern voller Musik“) zu zitieren und treffsicher die Schlußpointe zu landen: „Wie auch immer, in nächster Zeit werden Überlegungen zum Problem der 'schlimmen Wörter‘ erscheinen.“

Am 28.10. besprach die Redaktionskonferenz diese Vorgänge und kam zu folgendem Ergebnis: Thomas Kapielski schreibt ab sofort nicht mehr in der taz. Am kommenden Montag wird eine Redaktionsversammlung sich Antworten auf die nicht nur von Pieke Biermann gestellten Fragen einholen und Regelungen zu finden versuchen, die Wiederholungen derartiger Rassismen verhindern helfen.

A.W.

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