"Schüsse aus der Steinzeit"/"Die Nacht der Skinwalker" von Tony Hillermann

Der zwölfjährige Zuni-Indianer Ernesto Cata kommt nicht mehr dazu, auf dem großen Fest die Rolle von Shulawitsi, dem Kleinen Feuergott, Mitglied des Göttlichen Rates und Gehilfe der Sonne, zu spielen. Denn er trifft einen Geist, und sein Großvater hat ihm einmal erzählt, daß der Salamobia nur denen erscheint, die sterben müssen... Opa hatte recht!

Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo Tribal Police ist selbst Indianer. Doch er glaubt keine Sekunde daran, daß es ein Geist war, der dem jungen Zuni mit einer Machete den Kopf vom Rumpf schlug. Leaphorn macht sich auf die Suche nach dem brutalen Mörder. Das erweist sich jedoch als äußerst schwierig, denn Ernesto war ein ganz normaler Junge. Aber der Reservats-Polizist findet heraus, daß Ernesto und sein 14jähriger Freund, der Navajo George Bowlegs, kürzlich aus einem archäologischen Camp gejagt worden sind, weil sie dort in den Ausgrabungsfunden herumgestöbert haben. Leaphorn will unbedingt mit dem jungen Bowlegs sprechen, aber der scheint verschwunden zu sein. Doch Leaphorn findet eine Spur. Es scheint so, als wollte Bowlegs zu dem See, an dessen Ufern sich, nach dem Glauben der Zunis, fünf Tage nach ihrem Tod die Seelen der Verstorbenen einfinden. Aber warum will der junge Navajo die Seele eines Zuni fangen? Der Lieutenant findet weitere Spuren, Mokassinspuren, die denen Bowlegs folgen.... (rororo thriller 2810).

Der Titel dieses Indianer-Krimis ist Schüsse aus der Steinzeit und sein Autor Tony Hillermann. Was bei Chandler die dunklen Straßen des Großstadtdschungels, das sind bei Hillermann die Schafpfade und staubigen Landstraßen der großen Navajo-Reservation. Hillermann, aufgewachsen auf einer Farm in Oklahoma, besuchte acht Jahre lang ein Internat für Indianer. „Ich war ein Ein-Mann -Minderheitenproblem“, klagt er, „und ich weiß seitdem, wie es den Angehörigen einer rassischen Minderheit zumute ist.“ Er arbeitete als Reporter, Herausgeber und Professor für Zeitungswissenschaften an der University of New Mexico, bevor er 1970 damit begann, seine Navajo-Indianer -Polizeiromane zu schreiben. Mittlerweile hat er acht dieser Krimis veröffentlicht (in deutsch sind bisher sechs erschienen). In den ersten drei Büchern spielt Joe Leaphorn die Hauptrolle, ein traditioneller, zynischer Navajo, der seinen Platz in der komplizierten amerikanisch-indianischen Welt gefunden hat. Die nächsten drei Romane stellen Jim Chee vor, einen jungen Navajo, der sich auf dem Campus der Uni genauso zuhause fühlt wie im Reservat, sich aber entscheiden muß, welche Kultur ihm mehr bedeutet. Der siebte Krimi (Die Nacht der Skinwalker, rororo 2846) präsentiert beide Helden.

Karl Wegmann