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Mahnmal wandert

■ Bremerhavener Magistrats-Mitglieder diskutierten mit Gewerkschafts-Jugend Standort für antifaschistisches Mahnmal / Zweite Enthüllung am 9.11. geplant

Statt der erwarteten hitzigen Auseinandersetzung wurde es ein friedliches Gespräch: Am Montag abend trafen sich in Bremerhavens „Haus der Jugend“ junge Gewerkschafter mit zwei Mitgliedern des Magistrats, um über die Zukunft des antifaschistischen Mahnmals zu streiten. Anfang Oktober hatten Jugendliche das vier Meter hohe Dreieck mit den knallgelben Schriftzügen „Nie wieder Faschismus“, „Gegen Ausländerfeindlichkeit“ und „Gegen Rassismus“ der Stadt zum Geschenk gemacht und auf dem zentral gelegenen kommuna

len Rasen neben der „Großen Kirche“ einbetoniert und verschweißt.

Drei Tage später war das Mahnmal im Auftrag von Gartenbaudezernent Rudolf Heise abgebaut und „in Verwahrung“ genommen worden. Die Kirche, so Heise, habe sich über das „grell-gelb-rote Ding“ fürchterlich aufgeregt. Der Magistrat beschloß, das beunruhigende Geschenk zurückzugeben und vor das abseits gelegene „Haus der Jugend“ zu setzen.

Am Montag abend schlugen die IG-Metall-Jugendvertreter

einen sinnvolleren Platz vor: Die Heinrich-Heine -Gesamtschule in Leherheide, einem Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit und überdurchschnittlich vielen DVU -Wählern.

Die Magistratsmitglieder sagten nicht nein zu diesem Vorschlag, Kulturdezernent Horst von Hassel brachte sogar einen zweiten, nicht weniger attraktiven Standort ins Gespräch: Am Alten Hafen neben der Zufahrt zum Weserdeich, wo 1933 das sogenannte „Gespensterschiff“ lag, ein ehemaliges Minensuchboot, auf dem politische Häftlinge ge

foltert wurden. Mit dem Versprechen, sich auch für ihr Votum einsetzen zu wollen, verließen die Magistratsmitglieder die verdutzten Gewerkschafter.

Die IG-Metall-Jugend schlug nach langer Diskussion den exponierten Platz in der Stadtmitte aus, um den Magistrat „nicht aus der Pflicht zu nehmen“, dort für ein eigenes Denkmal zu sorgen. Ihres sei von Jugendlichen für Jugendliche gemacht. Am 9. November soll es deshalb zum zweiten Mal errichtet werden - an der Heinrich-Heine -Schule.

Hans Happel

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