: Deutsche Delegation in der Türkei mißhandelt
Niedersächsische Abgeordnete und Journalisten in Ankara von Polizei zusammengeschlagen / In Polizeizentrale Schreie anderer Gefangener gehört ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Mitglieder einer Delegation nidersächsischer Landtagsabgeordneter und Journalisten, die am Freitag als Beobachter des Dev-Yol-Prozesses in Ankara verhaftet worden waren, sind durch türkische Polizisten schwer mißhandelt worden. Die Mitglieder der sechsköpfigen Delegation, die am Samstag in die BRD abgeschoben wurden, berichteten inzwischen, daß sie zusammen mit griechischen Prozeßbeobachtern nach der Verhaftung in den Keller eines Zentralen Polizeigebäudes in Ankara gebracht worden seien. Dort sei der Dolmetscher der griechischen Delegation ohne Anlaß von mehreren Polizisten zusammengeschlagen worden, erklärten der Grüne Landtagsabgeordnete Hannes Kempmann und die SPD-Abgeordnete Heidi Alm-Merk gestern in Hannover. Als Frau Alm-Merk mit Worten gegen die Mißhandlung der Griechen protestierte, schlug ein Polizist ihr ebenfalls mehrmals mit der Faust ins Gesicht. Fast während des gesamten zehnstündigen Aufenthalts in dem Polizeikeller hätten die Verhafteten die Hände erhoben mit dem Gesicht zu Wand stehen müssen. 14 Stunden lang seien ihnen Nahrung und Getränke verweigert worden. Aus anderen Kellerräumen der Polizeizentrale waren ihren Aussagen zufolge Schmerzensschreie anderer Gefangener zu hören.
Der deutschen Botschaft in Ankara warf der Grüne Landtagsabgeordnete Kempmann gestern vor, erst auf Druck der bundesdeutschen Öffentlichkeit etwas für die Freilassung der Delgationmitglieder unternommen zu haben. Während griechische Botschaftsangehörige sich bereits am Freitag nachmittag bei der Polizei für die Freilassung ihrer Landsleute eingesetzt hätten, sei erst gegen 22 Uhr ein deutscher Diplomat vorstellig geworden, der dann allerdings in gut drei Stunden die Entlassung der deutschen Gefangenen erreicht hat.
Die niedersächsische Delegation hatte in Absprache mit dem Auswärtigen Amt und mit Zustimmung der türkischen Behörden auch Flüchtlingslager in Kurdistan besucht. Die Türkei hatte sich von diesem Besuch auch eine Unterstützung der Forderung nach deutscher Finanzhilfe für diese Lager erhofft.
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