: Alliierte in den Kabelschacht
■ Der Kabelrat erwägt, alliierte Fernsehfrequenzen für Privatsender freizuräumen / Verhandlungen ergebnislos
Bei der Suche nach neuen Fernsehfrequenzen für Privatveranstalter stehen auch die Frequenzen der Alliierten zur Debatte. Wie jetzt bekannt wurde, gibt es bereits seit längerem solche Erwägungen beim Kabelrat. Im Gespräch sind unter anderem die terrestrische Frequenz, auf der AFN-TV sein Programm für die amerikanischen Besatzungsangehörigen ausstrahlt, und die des französischen Fernsehprogramms, das bereits über Kabel empfangen werden kann.
Beide Programme, so die Überlegungen, könnten ins Kabel eingespeist werden und damit Frequenzen für weitere, private TV-Veranstalter freimachen. RTL-Plus, das beim Konkurrenzkampf mit Sat1 um den Fernsehkanal 25 den Kürzeren zog, hat nach wie vor Interesse an einer Berliner Frequenz, und auch beim Rias-TV, bislang zusammen mit Sat1 auf Kanal 25, sind Veränderungswünsche nicht ausgeschlossen.
Die „Umwidmung“ könnte aus Mitteln der Anstalt für Kabelkommunikation oder über das Landesamt für Besatzungslasten finanziert werden.
Verhandlungen zwischen dem Senat und den westlichen Militärregierungen verliefen bislang ergebnislos. Die Senatskanzlei gab sich gestern zurückhaltend. „Es gibt Pläne und Anregungen, aber das sind alles ungelegte Eier.“ Der Sprecher der französischen Militärregierung, Trigault, zeigte sich zunächst erstaunt „über diese Aussichten“, teilte dann aber mit, daß er einen Mitarbeiter um nähere Klärung gebeten habe. „Eine uns zugeteilte Frequenz“, so Trigault, könne aber „nicht ohne weiteres zurückgezogen werden“.
Für die Amerikaner ist das ganze ein „totes Thema“. AFN-TV, das sein Programm von kommerziellen US-Fernsehgesellschaften kostenlos bezieht, könne nicht einfach ins Kabel eingespeist werden. Es sei, so Sprecher Sariti, eine Art „Geschenk“ an die amerikanischen Truppen. Die US-Fernsehgesellschaften lehnten eine Verbreitung über Kabel aber ab, da dann nicht nur die Truppenangehörigen, sondern auch die (verkabelte) Berliner Bevölkerung davon profitieren würde.
Deshalb, so Sariti kategorisch, kämen Veränderungen „niemals in Frage“.
bim
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