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Das Große Fressen

■ Die „allerHand '88“ öffnet am Samstag ihre Pforten in den Messehallen

Was steckt tatsächlich in der Wurst? Warum schmeckt das Steak nicht mehr wie früher? Wieso sind Handwerker eigentlich so lahmarschig und teuer? Und warum sind die Schrippen auch nicht mehr das, was sie einmal waren?

Antworten auf diese Fragen gibt es selten. Das Image der betroffenen Berufssparten ist dementsprechend ruinös. Zeit also, am Ruf zu polieren. Da soll die „allerHand '88 Kulinaria und Handwerk“ abhelfen, eine Messe, bei der sich ab Sonnabend Dienstleistungsbetriebe auf die Finger schauen lassen wollen. Alles, was hierzulande den Wohlstand ausmacht, wird feilgeboten. Der Eintritt kostet zehn Mark.

369 Aussteller aus dem gesamten Bundesgebiet und 20 Innungen des Berliner Handwerks wollen Einblick in ihre Arbeit geben. Dabei liegt der Schwerpunkt im gastronomischen Bereich. Köche stellen ihre Menüs zusammen, Metzger mästen live und Bäcker erzählen von der Kunst, kleine Brötchen zu backen. Das alles hinter Glas. Jeder kann zuschauen. Und probieren. Beispielsweise wenn 80 Koch-Azubis Buletten braten oder ein „Haus der 131 Biere“ seltenen Gerstensaft anzapft.

Auch praktische Haushaltshilfen soll es geben. Da wird sich mit dem brennenden Problem beschäftigt, wie denn nun eine Serviette zu falten, ein Hummer zu brechen oder ein Salatdressing anzumachen ist. Und wer zu diesem festlichen Anlaß noch das nötige Outfit braucht, auch dem kann geholfen werden.

Bei einer Modenschau sind Kleider und Pelze erhältlich, und nebenan gibt es Schmuck in Hülle und Fülle. Aber damit nicht genug. Die Friseur-Innung stellt ihre aktuellen Schnittmuster vor. Wer den Mut hat, kann sich dort behandeln lassen.

In Halle 8 tummeln sich die Handwerker. Tischler, Maurer, Steinmetze, Schornsteinfeger, Dachdecker. Da wird die „Werkstatt 2000“ vorgestellt, eine Mauer hochgezogen, über die Umweltresistenz und Strapazierfähigkeit von Grabsteinen gesprochen, damit die Heizung funktioniert für den nötigen Durchzug gesorgt, und mit Dachplatten geschmissen. Theoretisch.

Wie es in der Praxis aussieht, erzählte vor kurzem ein taz -Redakteur. Für verschiedene Installationsarbeiten in seiner neuen Wohnung brauchte er einen Klempner. Nun tropft zwar der Wasserhahn nicht mehr, doch gekostet hat dieser Luxus 600 Mark. 40 Mark wurden für die An- und Abfahrt berechnet. Wohnung und Betrieb liegen ganze 200 Meter auseinander...

Holger Schacht

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