Effizienter Verwalter

■ Bush wird kein populärer Präsident werden

Mit dem Wahlsieg Bushs geht die Ära der genialen Dilettanten im Weißen Haus, die Ära Carters und Reagans zu Ende. Bush ist ein Politprofi, wie Nixon einer war, ein Insider, ein Mann des Establishments. Er wird, anders als Reagan und ungeachtet der Wahl Quayles, die Ministerien und wichtigen Posten mit kompetenten und erfahrenen Profis besetzen. Bush wird genau das tun, was Dukakis den Wählern zu tun versprochen hat: die Geschäfte der Nation effizient verwalten, er wird genau das nicht tun, was er selbst den Wählern versprochen hat: ein inspirierender „leader“ der Nation sein.

Die Überraschung dieses Wahlkampfes war, daß Bush nicht der unscheinbare, profillose, linkisch wirkende Mann im Hintergrund war, als den die Demokraten ihn hinzustellen und lächerlich zu machen versuchten, sondern ein hart zuschlagender, raffinierter Politiker, der Massen in Bewegung zu setzen und Wahlen zu gewinnen im Stande ist. Die Demokraten haben den Republikanern vorgeworfen, einen Wahlkampf mit Schlägen unter die Gürtellinie, ohne politische Argumente und Substanz geführt zu haben.

Bush hat begriffen, daß in den Augen der meisten Wähler der Saldo der Reagan-Regierung positiv ist: Inflation und Zinsen sind gesenkt, das Land hat die niedrigste Arbeitslosenquote seit 14 Jahren, und die Probleme des Landes plagen jene, die ohnehin nicht wählen: städtische Armut, Minderheiten, Alte, die Umwelt. Bush machte sich sogenannte „gut issues“ (Bauch –Themen, würde man dazu auf deutsch sagen) zu eigen, Themen, die an tief sitzende Ideale, Ressentiments und Ängste rühren: Fahneneid, Gewalt und Verbrechen im Lande, die Angst vor zuviel Regierungseinmischung in Gestalt hoher Steuern und Regierungsprogrammen.

Dukakis größter Fehler war es, auf dem Parteikonvent in Atlanta zu verkünden, es gehe in diesem Wahlkampf nicht um Ideologie, sondern um Kompetenz. Amerikaner haben noch nie einen Präsidenten ins Amt gewählt, weil sie ihm zutrauten, der bessere Manager zu sein oder auch nur das bessere Programm zu haben, Amerikaner wollten immer einen Visionär als Präsidenten oder einen Mann, der ihre Träume, „The American Dream“, verkörpern oder artikulieren konnte.

Doch Bush muß für seinen Sieg einen hohen Preis bezahlen. Er hat eine Kampagne der Brunnenvergiftung, der Diffamierung und der Lügen geführt, er hat seinem Gegner Patriotismus und den Willen zur Verteidigung des Landes abgesprochen, hat ihn der Nachsicht, ja der Kumpanei mit Amerikas innerer Gewalt verdächtigt, hat die Tradition des amerikanischen Liberalismus verunglimpft und den Begriff der Liberalität zum Schimpfwort gemacht. Damit hat er Geister gerufen, die er möglicherweise nicht wieder los wird und die sein Versprechen, eine sanftere, gütigere Nation zu erstreben, nicht nur zur Farce machen. Denn der Verfolgung des Liberalismus ist noch immer die Hexenjagt gefolgt.

Bush, den die großen Probleme des Haushalts- und Handelsbilanzdefizites erwarten, wird außerdem wie sein Vorgänger mit einem demokratischen Kongreß arbeiten müssen. Nur anders als 1980 und 1984, als sich die Demokraten im Kongreß Reagans Popularität nicht widersetzen konnten, werden die Demokraten diesmal nicht bereit sein, Bush seine Wahlkampftricks zu verzeihen. Ausgerechnet Lloyd Bentsen wird ihm im Senat als Vorsitzender des Finanzausschusses gegenüberstehen. Bush hat mit Erfolg einen populistischen Wahlkampf geführt, er wird es sehr viel schwerer haben, ein erfolgreicher und populärer Präsident zu sein.

Reed Stillwater