: Berliner Arbeitsgericht verschafft Nichtrauchern frische Luft
Berlin (taz) - Nichtraucher haben einen rechtlichen Anspruch auf eine „absolut tabakrauchfreie Luft am Arbeitsplatz“. Arbeitgeber sind daher verpflichtet, entsprechend rauchfreie Räume zur Verfügung zu stellen. Zu dieser Grundsatzentscheidung zugunsten der Passivraucher kommt jetzt ein gestern veröffentlichtes Urteil des Arbeitsgerichts Berlin, das in seiner Unzweideutigkeit bisher als einmalig in der Bundesrepublik gilt.
Die Berliner Richter hatten über das Begehren eines schwer asthma-kranken Büroangestellten zu verhandeln, der sich dagegen wehrt, mit heftig qualmenden Kollegen in einem Raum zusammenarbeiten zu müssen. Das Urteil des Landesarbeitsgerichts geht jedoch weit über diesen Einzelfall hinaus. Grundsätzlich, so der Tenor der Entscheidung, müssen die Betreiber einer Arbeitsstätte dafür Sorge tragen, daß am Arbeitsplatz „ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft“ vorhanden sei. Diese müsse etwa der Qualität der Außenluft entsprechen. Nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse könne mit hinreichender Sicherheit davon ausgegangen werden, daß das unfreiwillige Einatmen von Tabakrauch ein Gesundheitsrisiko ist. Hinsichtlich der Langzeitfolgen gebe es keine nichtschädliche Tabakrauchkonzentration. Wenn Arbeitgeber nicht in der Lage wären, besondere Räume für Nichtraucher zur Verfügung stellen, so sollten sie sich gefälligst an die Verursacher des Dilemmas, die Raucher, wenden, meinten die Richter. Schließlich gebe das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit keinem das Recht, andere in ihrer Gesundheit zu beeinträchtigen. How! (AZ: 9 Ca 400/87)
Ve.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen