CDU-Showdown in Rheinland-Pfalz

Auf dem Parteitag der rheinland-pfälzischen CDU will der amtierende Umweltminister Wilhelm den Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten Bernhard Vogel stürzen / Duell erst nach Sonnenuntergang  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Koblenz (taz) - Zum Kampagneauftakt am 11.11.88 stand den närrischen Rheinland-Pfälzern eine „Kappensitzung“ besonderer Qualität ins Haus: der 35.ordentliche Parteitag der CDU in Koblenz, auf dem - erstmals in der Geschichte dieses Bundeslandes - der Parteivorsitzende und Ministerpräsident, Bernhard Vogel, mit einem aussichtsreichen Mitbewerber um den Parteivorsitz konfrontiert wurde.

Der Herausforderer, der zum Duell mit Vogel angetreten ist, heißt Hans-Otto Wilhelm (48) und ist Umweltminister des Landes. Wilhelm will die Personalunion zwischen Ministerpräsidentenamt und Parteiführung, „die bislang in Rheinland-Pfalz Tradition war“ (Vogel), beenden und Vogel den Parteivorsitz abnehmen. Der Parteivorsitz sei „Chefsache“ und könne nicht „nebenbei erledigt“ werden. Der mit dem unerwarteten Herausforderer konfrontierte Vogel warf auf dem Parteitag - wie angekündigt - gleich beide Ämter in die Waagschale. Der Ministerpräsident machte den 450 Delegierten unmißverständlich klar, daß er umgehend auch den Ministerpräsidentensessel räumen werde, falls der Parteitag den Kandidaten Wilhelm zum Parteivorsitzenden wählen sollte. Vogel: „Ein Ministerpräsident muß das Land führen. Und dazu braucht er das Vertrauen der Bevölkerung. Wie soll er dieses Vertrauen erringen, wenn noch nicht einmal seine eigene Partei hinter ihm steht?“

Umweltminister Wilhem gab sich kämpferisch und lehnte den von einem larmoyanten Vogel geforderten „harmonischen Übergang“ ab. Die Bevölkerung, so Wilhem, wolle die „Entkoppelung“ der Ämter. Und „draußen im Lande“ könne „kein Mensch“ verstehen, warum Vogel jetzt auch das Ministerpräsidentenamt aufs Spiel setze. Die Administration innerhalb der Union sei „verkrustet“. Der Wähler habe dies schon bei der Landtagswahl '87 mit einem Vertrauensverlust von 6,7 Prozent drastisch „honoriert“: „Die Partei muß Partei bleiben, sie darf nicht bürokratisch versanden und neben der Regierung ein Schattendasein führen.“

Zu taz-Redaktionsschluß war die Debatte um den Parteivorsitz noch in vollem Gang. Das „Showdown“ wurde bis nach Sonnenuntergang verschoben.