: Arzneien-betr.: "Natur ist von Natur aus giftig", taz vom 3.11.88
betr.: „Natur ist von Natur aus giftig“, taz vom 3.11.88
Von den 70.000 Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis und zusätzlich - 24.000 homöopathischen Mitteln sind 2.500 Präparate, die Pyrrolizidinalkaloide (im folgenden nur noch PA genannt) enthalten, von einem Verbot bedroht. Die Begründung des BGA (Bundesgesundheitsamt) ist eindeutig: es lägen Erkenntnisse zur krebserregenden und leberschädigenden Wirkung der PA vor. Daraus zog das BGA die Konsequenz, einen Grenzwert von 0,1 mg PA /kg Arzneimittel festzulegen. Die Arzneimittelhersteller bekamen vier Wochen Zeit zur Stellungnahme und die Möglichkeit angeboten, aus Kombinationspräparaten die PA-haltigen Bestandteile zu entfernen.
Es ist wohl das mindeste, was man verlangen kann, daß ein Arzneimittelhersteller bei solch einem gravierenden Nebenwirkungspotential - wie Cancerogenität und Hepatotoxizität - einen Wirkungsnachweis und damit eine Existenzberechtigung für diese Arzneimittel erbringt. Arzneimittel ohne erwiesene Wirkung, die aber mögliche, schwerwiegende Nebenwirkungen haben, sind eine Zumutung für jeden gesundheitspolitisch verantwortungsbewußt Handelnden. Das BGA hat daher völlig richtig gehandelt, und wäre, wenn es sich um sogenannte „chemische“ Arzneimittel gehandelt hätte, der Zustimmung der taz sicher gewesen.
Die offene Parteinahme für die Arzneimittelhersteller, die mit den Präparaten schließlich Profite erwirtschaften wollen, und dafür - wie die Firma WELEDA - sogar in Südafrika produzieren, ist peinlich. Die betroffenen Präparate sind übrigens ohne allzu große Schwierigkeiten durch PA-freie Naturheilmittel zu ersetzen.
Die Art und Weise aber, wie in diesem Artikel versucht wird, durch gezielte Auswahl und Diffamierung einiger Punkte die Glaubwürdigkeit und Seriosität der vorliegenden Fakten zu untergraben, erinnert einen an das sattsam bekannte Vorgehen von Industrie und Regierung im Falle des Waldsterbens, der kritischen Gutachten zur Betriebssicherheit der deutschen AKWs und der Anwendungsbeschränkung für Metamizil. Wo bleibt der kritische Journalismus, wenn sich die taz ungeprüft der Argumente der Naturheilmittelhersteller bedient? (...)
Thomas Schulz-Schalge, Berlin 41
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