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Bilanz der guten Hoffnung

■ Alternativ-Mekka Berlin in Zahlen

In Berlin zählt der Alternativsektor rund 300 selbstverwaltete Betriebe mit ca. 1.500 Beschäftigten und ca. 1.500 bis 1.800 Selbsthilfegruppen bzw. alternative (Dienstleistungs-)Projekte im Gesundheits-, Sozial- und Kulturbereich mit rund 6.000 Arbeitsplätzen und Mitgliedern. Im allgemeinen werden die Betriebe und Projekte durch folgende Merkmale charakterisiert: das Praktizieren demokratischer Selbstverwaltung; das Aufheben der gesellschafts- und rollenspezifischen Arbeitsteilung; gesellschaftlich nützliche, ökologisch und sozial sinnvolle Produktion bzw. Dienstleistungen; Entspezialisierung und Funktionsrotation; Wirtschaften nach dem Kostendeckungsprinzip, das heißt nicht auf individuellen Profit gerichtet.

Zum Alternativbereich insgesamt zählen aber nicht nur selbstverwaltete Selbsthilfe-Betriebe, alternative Projekte und selbstverwaltete Selbsthilfe-Gruppen, sondern auch die vielen Menschen, die nicht unmittelbar in diesem Bereich tätig sind, sich aber trotzdem politisch mit ihm verbunden fühlen. Wenn man die Zahl dieser Menschen an dem Wählerpotential der Alternativen Liste festmacht, so dürfte das rund 100.000 bis 150.000 Menschen in dieser Stadt betreffen. Nicht umsonst gilt Berlin als das „Mekka der Alternativbewegung“.

Zusammengefaßt kann gesagt werden, daß sich der Alternativsektor nach einer ungewöhnlichen und spektakulären Aufbruchsphase konsolidiert und zu einem festen Bestandteil des politischen und soziokulturellen Kräftefelds in der Bundesrepublik entwickelt hat. Ein Stück gesellschaftlicher und politischer Autonomie wurde so zu neuen Möglichkeiten individueller und kollektiver Lebensgestaltung. Es wurden Wege aufgezeigt, um „persönliche Betroffenheit“ politisch umzusetzen und unmittelbar Einfluß zu nehmen auf die eigenen Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Wir sehen allerdings deutlicher die Grenzen: In einer kapitalistischen Gesellschaft können wir keine autarken sozialistischen Inseln errichten. Wir können Beispiele geben, wir können unser Leben selbstbestimmter machen, aber wir leben auch als Opposition in und mit dieser Gesellschaft.

gekürzt aus: „Der Mehringhof, ein unmöglicher Betrieb“, Transit-Verla

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