: Der Kampf der grünen Frauen
■ Quotierungs-Debatte verschoben / Dafür das Klo nun auch rauchfei
Die Grünen waren immer schon die Ersten und Größten in der Forderung nach Quotierung von Posten und Pöstchen. Daß der Gesetzentwurf der zuständigen Fraktionsmitarbeiterin Heike Dieball für ein bremisches Quotierungsgesetz „nicht wie ursprünglich geplant am 14.11.88 erörtert werden“ soll, sondern „aufgrund der aktuellen Lage“ erst am 28.11., hat deshalb auch rein gar nichts zu tun mit der aktuellen Lage im Landesvorstand der Grünen (zwei Männer sind zu SprecherInnen gewählt worden, der Frauen-Platz blieb wieder frei). „Aktuelle Lage“ bezieht sich ausschließlich auf die Senatsumbildung, versichern Partei-InsiderInnen.
Intern ist allerdings die Quote in ihrem Wert heftig gesunken - zum Beispiel im Kampf der F-Ebene (Fraktion) und der L-Ebene (Landesvorstand). Ein Protokoll der L-Ebene kopieren die Mitarbeiterinnen der F-Fraktion nicht mal eben nebenbei mit. Schließlich war zur Krisensitzung auf der L -Ebene, auf der nach Kandidatinnen gesucht wurde, schlicht niemand aus F gekommen, die quotiert besetzten Bürgerschafts -Frauen zeigten die schöne kalte Schulter. Und umgekehrt pflegen die Kolleginnen in der L-Ebene es abzulehnen, einen Zettel in Mitgliederpost beizulegen, wenn die F-Ebene etwas beizulegen hätte. Soweit geht die Liebe nicht - die Frauen im Grünen Parteihaus sind sich nicht grün.
Nun ist der Frauenkampf gar innerhalb der L-Ebene ausgebrochen. Eine der großen Verfechterinnen der Quotierung, die Schatzmeisterin Ute Treptow, kämpfte letztlich für die schriftliche Abmahnung der mit heftiger Unterstützung der Quote eingestellten Geschäftsführerin: die sei „bezüglich ihrer Arbeit zu rügen“, steht im Protokoll. Mit vier Ja-Stimmen und ohne (Frauen-)Gegenstimme ist dies beschlossen worden.
Über das Quotierungsgesetz schließlich, das die bremische Öffentliche Verwaltung und auch die Wirtschaftsförderung zwingen soll, sich die Grünen zum Vorbild zu nehmen, bestehe noch „Diskussionsbedarf“, verrät das Protokoll weiter. Im Klartext: Der Entwurf der für Frauen-Fragen zuständigen Referentin auf der F-Ebene ist als völlig unzureichend durchgefallen, die Bremer Grünen schielen nach einem Entwurf der Hamburger Grünen Frauen.
Nicht einmal in Sachen Rauchverbot auf der L-Ebene funktioniert die grüne Frauensolidarität noch. Jörn Hansen, seit Urzeiten als militanter Anti-Raucher bekannt, konnte in Abwesenheit der Geschäftsführerin nach nur einstündigern Diskussion einen Passus im Vorstandsprotokoll vom 3.11. durchsetzen: Rauchverbot gilt demnach auf dem Klo „unabhängig von dort verweilenden Personen“ und „unabhängig von der Verweildauer dort befindlicher Personen“.
Rosi Roland
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