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BremerInnen knauserig

■ „Brot für die Welt“ brachte diesmal in Bremen eine halbe Million Mark / Projekthilfe mit angepaßter Technologie und Ökologie im Mittelpunkt / Verwaltungskosten zahlt die Kirche

Eine Töpferei in Kamerun, Ausbildung für arbeitslose Jugendliche in Ghana, Familienplanung in Burundi und eine Gesundheitsstation in Santiago de Chile - die vier Beispiele stehen stellvertretend für Dutzende von Projekten, die „Brot für die Welt“ in den letzten Jahren aus der Taufe gehoben hat. Die evangelische Hilfsorganisation, 1959 gegründet, gehört zu den Großen der internationalen Geber-Szene. Mehr als 1,4 Milliarden Mark machte Brot für die Welt in seinem 30jährigen Bestehen locker. Eine neue bundesweite Sammelrunde wird am 4. Dezember in Bremen eingeläutet.

Die jüngeren Diskussionen über Dritte-Welt-Solidarität sind an den Brot-für-die-Welt-Verantwortlichen keinesfalls spurlos vorbeigegangen. Angepaßte Technologie und Ökologie werden großgeschrieben. „Wir sind nicht nur ein Spendensammelunternehmen, wir betreiben auch Aufklärung!“ betonte Klaus Schaumann vom Diakonischen Werk in Bremen gestern vor Journalisten.

Katastrophenhilfe für unmittelbar Notleidende ist nur ein Teil der Arbeit, und nicht einmal der wichtigste. Projekte, die die EmpfängerInnen zur Selbsthilfe ermutigen sollen, stehen im Vordergrund. Das kommt auch in Europa gut an. „Wir suchen attraktive Projekte aus, damit die Gemeinden darauf anspringen“, erläuterte der Huchtinger Pastor und ehemalige Afrika-Missionar Wulf-Traugott Kruse die Philosophie von Brot für die Welt.

Ein solches attraktives Vorhaben ist sicher das Projekt Nummer 9379. Im kamerunesischen Dorf Bamessing baut die Presbyterianische Kirche von Kamerun eine Töpferei auf. Es gibt dort bereits alteingesessene Töpfer

werkstätten. Aber die herkömmlichen Brennöfen erreichen nur Temperaturen bis 500 Grad Celsius. Die unglasierten Tonwaren sind deshalb oft spröde und undicht. Importierte Plastikartikel, Industriekeramik und Porzellan verdrängen deshalb die traditionellen Töpferwaren vom Markt. Mit Brot -für-die-Welt-Knete wurde ein neuer Brennofen gebaut, in dem Temperaturen bis 900 Grad möglich sind. Die Töpfer aus der Umgebung können ihre Waren dort brennen lassen; außerdem werden in dem Projekt Lehrlinge ausgebildet. Die Brot-für -die-Welt-MitarbeiterInnen machen sich darüber hinaus Gedanken über die ökologischen Folgen ihres Tuns. Der neue Ofen benötigt nämlich viel Brennholz. Deshalb wird in Bamessing zugleich aufgeforstet. 50.000 Mark pro Jahr kostet das Projekt.

Brot für die Welt verspricht, daß alle Sammelgelder tatsächlich in der Dritten Welt eingesetzt werden. Für die Verwaltungsko

sten und Werbung kommt die Evangelische Kirche selbst auf. Es ist allerdings für Spendierfreudige nicht möglich, bestimmte Vorhaben unmittelbar zu unterstützen. Alle Projekte, die während der neuen Kampagne den Spendenwilligen vorgestellt werden, sind bereits finanziert.

Im Haus der Kirche freut man sich, daß die BremerInnen im letzten Jahr 508.558 Mark in die Klingelbeutel warfen oder auf kirchlichen Basaren mehr oder weniger Brauchbares erwarben. Das war gegenüber dem Vorjahr immerhin eine Steigerung um fast acht Prozent. Im Bundesvergleich dagegen schneiden die BremerInnen schlecht ab. Vor allem in den ländlichen Gebieten lassen sich evangelische ChristInnen die Solidarität mit der Dritten Welt ein Vielfaches von dem kosten, was die knauserigen Städtebewohner locker machen. Brot für die Welt? Das essen die lieber selber.

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