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Ein Schiff gela-ha-ha-den

■ Dunkel blieb der Sinn der „Predigt aus dem Gesangbuch“

...gefahren muß das doch heißen! hab ich eine ganze Kinderzeit lang gedacht, wenn „Es kommt ein Schiff, gela-ha -ha-den / bis an sein höchsten Bord“ in der Kirche dran war. Der erste „Familien-Gottesdienst“ in der Reihe „aus dem Gesangbuch gepredigt“ hätte mich da gestern auch nicht erleuchtet.

Rund 100 KirchgängerInnen waren immerhin nachmittags in die Oslebshauser Kirche gepilgert - zugegeben auch, weil ein großer Basar zugunsten der „Kinderhilfe Chile“ angekündigt und aufgebaut war. Aber der ging erst nach dem Gottesdienst los, und so mußten Häkeldeckchen und Keramikdackel, Schmalz und Marmeladengläser ebenso auf christliche KäuferInnen warten wie die tollen Preise der Tombola auf GewinnerInnen, obenan ein richtiges, blitzblankes Fahrrad.

Am besten konnte der Kirchenchor singen, der saß zusammen mit den Älteren der Gemeinde in den vorderen Reihen. Ich saß hinten bei den Familien, gleich hinter den etwas zappeligen kleinen Mädchen mit Pferdeschwanz-Frisuren - und die sangen überhaupt nicht mit.

Anstatt die Mißverständnisse mit dem geladenen Schiff, das „still im Triebe geht“, aufzuklären, fügte Pastorin Blanke eine ganze Reihe mißglückter Sprachbilder hinzu, die das Ganze noch weiter verdunkelten. „Ist es eine Nußschale oder ein Ozeandampfer? “ Jedenfalls: „Sehnsucht und Erwartung verdichten sich im Symbol des Schiffes.“ - „Auch wir sind ja heute im Schiff, im Kirchenschiff. Ist Gott unter uns? Der eine Mensch, auf den wir warten?“ Die Mädchen linsten unschlüssig in die anderen Reihen, ob da so einer war.

„Das Segel ist die Lie-hie-hie-hie-be / der heilge Geist der Mast“, sangen wir dann strophenweise weiter, und die Pastorin stellte klar, daß „auf dem Segel die Liebe ganz groß geschrieben sein muß“. Auf dem Segel? Und es werde „nur gehalten von der Kraft des heiligen Geistes“. Die Mädchen vor mir hörten sowieso nicht mehr zu, wie der Heilige Geist segelte, sondern knickten die Papierbögen mit den Liedertexten. Sonst hätten sie noch erfahren, daß das Schiff „kein Luftschloß“ ist, sondern „Anker geworfen hat und auf dem Trockenen liegt“. Und da „kommen Liebe, Frieden und Gerechtigkeit“ raus. Nur: „Wer löscht die Ladung?“ - Damals im Bergischen Land hätte ich das mit dem Löschen bestimmt auch nicht verstanden.

Ganz alleingelassen wurden wir zuletzt mit den drei protestantisch martialischen Schluß-Strophen: „Und wer dies Kind mit Freuden / umfangen küssen will, / muß vorher mit ihm leiden, / groß Pein und Marter viel / Danach mit ihm auch sterben / Und geistlich auferstehn“. Zum Glück ging es mehr um den Basar. Susanne Paa

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