KOMMENTAR: Geisel im Ausschuß
■ Geschlossene Gesellschaft Polizei wird vorgeführt
Parlamentarische Untersuchungsausschüsse machen Spaß. Zumindest den Oppositionsparteien und den meisten ZuhörerInnen. So richtig schön wird es, wenn absehbar ist, daß Politiker ins Stolpern und schließlich zu Fall kommen. Unter dieser Prämisse, man merkt es den Vernehmern an, wird der Geiselausschuß hartes Brot zu beißen haben. Innensenator Bernd Meyer hat sich rechtzeitig vor Beginn der öffentlichen Zeugenvernehmung endlich mit seinem Rücktrittsbegehren durchsetzen können, andere, wie die im Lagezentrum ebenfalls anwesenden Wedemeier und Sackuth werden vielleicht zu blamieren, aber kaum zu belasten sein.
Und doch: Auch dieser Untersuchungsausschuß hat seine spannende Seite. Die geschlossene Gesellschaft Polizei, die sich sonst gegen Öffentlichkeit abschottet wie kaum eine andere öffentliche Institution muß ihre Entscheidungsstruk turen darlegen; hochrangige Beamte treten sich, schieben Verantwortung weg, um Kollegen vorzuführen. Ein Schauspiel, das noch spannender wird, wenn der Ausschuß von der Untersuchung der Organisationsplanung zu den tödlichen Pannen kommen wird. Vorausgesetzt, die fragenden Parlamentarier haben bis dahin ihre Scheu vor der Uniform abgelegt.
Holger Bruns-Kösters
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