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Sportler betonieren Hasenheide

■ Turnerbund plant Sport-Großbauprojekt auf Neuköllns letztem Grün / Senat und Bezirk wissen angeblich von nichts / Turner berufen sich auf „historischen Anspruch“

Der Naturpark Hasenheide soll Standort eines Sport -Großbauprojektes werden. Die Grünflächen am Jahn-Denkmal sollen einer „multifunktionalen Halle“ weichen. Vorgesehen ist, daß eine Landesturnschule mit Verwaltungstrakt, Lehrschwimmbecken und anderen Sportausbildungsstätten sowie eine Kneipe für den Berliner Turnerbund (BTB) entstehen sollen. Finanziert werden soll dieses Projekt aus Mitteln des Senats, Geldern verschiedener Sponsoren aus dem In- und Ausland und mit Beiträgen von Mitgliedern des BTB.

Das bestätigte Günter Langrock, der Präsident des BTB: „Im Anschluß an das Turnfest 1987 hat es Vorgespräche zwischen verantwortlichen Senatsvertretern und uns gegeben. Dabei wurde signalisiert, daß man unseren Vorschlägen zum Bau einer Landesturnschule positiv gegenübersteht.“ Bei einem Treffen zwischen dem Präsidium des Landessportbundes (LSB) und dem BTB, so Langrock, hätten sich nun beide Verbände gemeinsam auf das Bauvorhaben in der Hasenheide verständigt. Konkrete Gespräche zwischen dem Turnerbund und der Schul und Sportsenatorin Laurien wird es, wie Langrock weiter ausführte, im Januar nächsten Jahres geben. Langrock: „Ich will mit der Landesturnschule in die Hasenheide. Denn schließlich war der erste Turnplatz der Welt dort. Wir haben aufgrund der Historie ein Anrecht auf diesen Platz.“

Manfred Preuss, der sportpolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, bestätigte gestern die Vorgespräche zwischen Senat und Turnerbund. Vom Standort Hasenheide, so Preuss, wisse er jedoch nichts.

Der Pressesprecher von Laurien, Spanier, mochte diese Pläne überhaupt nicht bestätigen: „Mir ist bloß bekannt, daß an diesem Standort ein Turnermuseum entstehen wird. Darüber hinausgehende Vorhaben entziehen sich meiner Kenntnis.“ Spanier meint damit den vom Bezirk Neukölln bereits genehmigten Umbau einer Lagerhalle zum Museum.

Auch Neuköllns Baustadtrat Wolfgang Branoner (CDU), der auf Bezirksebene für eine Bebauung zuständig wäre, gab an, nichts von den Plänen zu wissen. Branoner räumte jedoch ein, daß der Senat die politischen Möglichkeiten hat, ein solches Projekt baurechtlich durchzusetzen. Aber „bei dem Gedanken, daß in einem Naherholungsgebiet für 200.000 Menschen, wie es die Hasenheide darstellt, Grünflächen verschwinden sollen, wenn ich daran denke, wird mir ganz schwindelig“.

Ökologische Bedenken mochte hingegen der Turner-Präsident Langrock nicht gelten lassen: „Wir haben uns den Bauplatz schon angesehen. Eine Abrodung von Bäumen wäre nicht nötig. Eine solche Halle könnte der Bevölkerung ja auch als Stätte des Breitensports mit zur Verfügung stehen.“

Theo Düttmann/Holger Schacht

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