: Ditfurth warnt vor Strömungskampf
■ Vorstandssprecherin der Grünen gibt auf Parteitag Pannen im Bundesvorstand zu / Warnung an Realo-Flügel: Unterschlagungsunterstellungen seien Rufmord / Perspektivenkongreß im nächsten Jahr vorgeschlagen
Karlsruhe (dpa) - Die Vorstandssprecherin der Grünen, Jutta Ditfurth, hat Fehler und Pannen des Bundesvorstandes der Partei eingeräumt. In ihrer Eröffnungsrede auf dem außerordentlichen Parteitag der Grünen in Karlsruhe wandte sie sich am Freitag abend aber entschieden gegen Vorwürfe, Vorstandsmitglieder hätten Parteigelder veruntreut, unterschlagen oder Betrug begangen. Wer das unterstelle, begehe Rufmord und heize „gezielt einen völlig unproduktiven Strömungskampf bei den Grünen an“.
Die Radikalökologin warf führenden Mitgliedern des „Realo„ -Flügels und der „Aufbruch„-Gruppe bei den Grünen vor, sie wollten auf dem Parteitag „Köpfe rollen lassen“. Wer den Strömungskonflikt mit Unterstellungen und Verleumdungen führe, wie manche Gegner des Bundesvorstandes, riskiere die Existenz der ganzen Partei. Sie schlug vor, die unterschiedlichen politischen Vorstellungen über den künftigen Kurs bei einem weiteren Perspektivenkongreß im kommenden Jahr ausführlich zu diskutieren.
Der Bundesvorstand sei bereit, über das Finanzgebaren bei den Grünen auf dem Parteitag zu diskutieren, sagte Frau Ditfurth. Es sei verständlich, wenn angesichts vieler falscher Informationen über die Vorgänge unter anderem beim Umbau des Parteihauses „Wittgenstein“ die Delegierten hierüber reden wollten. Sie verwies aber gleichzeitig auf die Berichte einer parteiinternen Untersuchungskommission und eines Wirtschaftsprüfers, die die meisten Vorwürfe entkräftet hätten.
Jutta Ditfurth zog eine positive Bilanz der Arbeit des Vorstandes, stellte aber eine „gewisse Erschöpfung“ der Grünen fest. Dennoch stehe die Partei bei Meinungsumfragen gut da. Sie könnte, „würde uns die Binnensicht nicht zu sehr beherrschen“, voller Elan in die kommenden Wahlen gehen. Gerade die bevorstehenden Europa-Wahlen böten eine Chance, sich als einzige Oppositionspartei zu profilieren.
Nach der Rede begann auf dem Parteitag eine Tagesordnungsdiskussion, in der vor allem geklärt werden sollte, ob die von verschiedenen Parteigliederungen erhobenen Rücktrittsforderungen an den Bundesvorstand auf der Versammlung erörtert werden sollen. Für diesen Fall hat der Vorstand seinerseits die Vertrauensfrage angekündigt.
Den vor allem mitdem Finanzgebaren des Bundesvorstands begründeten Rücktrittsforderungen schlossen sich am Freitag auch die hessischen Grünen an.
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