LEUTE VON GESTERN

■ KLATSCH VON HEUTE

Eingeladen hatte der Verlag in den ehrenwerten Journalistenclub im Springer-Verlagshaus, um die Memoiren samt Autor Dieter Thomas Heck zu präsentieren. Der, wortgewaltig wie immer, kam nicht umhin, noch einmal viel von dem zu erzählen, was im Buch nachzulesen ist. Angefangen hatte der „Hit-Paraden-Heini“ (O-Ton Heck) einst als Borgward-Autoverkäufer: „Und als ich damit aufhörte – na ja, was dann passierte, weiß man...“ Borgward machte pleite und Heck wurde Kohlenhändler. Die Berufsfarbe hat es ihm bis heute angetan: „Ich bin ein Schwarzer.“ Und froh sei er, daß er in einer Demokratie lebe, in der er das fr4eimütig bekennen könne. Stolz ist der Schnellsprecher auch auf seine schnelle Schreibe. Nicht das Buch hat er selbst geschrieben, das besorgte für ihn der Österreicher Peter Lands, aber bis zu 1.000 Autogramme schafft er in der Stunde, Vielschreiber Heinz Konsalik schaffe gerade mal 150. Der Profi Heck zeigte sich, als sein „Schauspielervater“, der Regisseur Herbert Ballmann, mit alkoholschwerer Zunge eine Rede auf den Memoirenschreiber versuchte. Mit lautem Charme brachte Heck den Mann zum Schweigen und die zahlreich erschienenen JournalistInnen durften sich über das üppige Büffett hermachen.

Ein Büffett war Samstag abend im Schwulenbuchladen Prinz Eisenherz nicht zu sehen, dafür war der Laden viel zu voll. Nicht nur das zehnjährige wurde gefeiert, auch den Durchbruch zum Laden nebenan gab es zu bewundern. Noch schöner, noch größer – tout Berlin drängelte sich auf dem neuen Fußboden vor den neuen Regalen. Der Leipziger Schriftsteller Ronald M. Schernikau, die Milva der deutschen Literatur, war eigens angereist und überraschte mit streng sozialistisch angehauchter Schlagerphilosophie. Und die vielen Gäste aus der holländischen Gemeinde waren dem neuen Mann im Eisenherz-Kollektiv, Piet van der Waals, gefolgt.

Viel unterwegs ist zur Zeit SPD-Chef Walter Momper. Das SPD –Blättchen 'Berliner Stimme' ('BS') sorgt sich jetzt, ob nicht Mompers überaus selbstlose Aktivitäten in Sachen „sauberer Verfassungsschutz“ den SPD-Vorsitzenden von einer ganz anderen Aufgabe ablenken könnten. 'BS'-Frage an den SPD – Chef: „Haben Sie bei all dem eigentlich noch Zeit für den Wahlkampf?“ Momper hat.

Die Ausstellung „Postmodern Talking“ des Werkbund-Archivs ist zwar längst vorbei, zieht aber für den Chef Eckhard Siepmann möglicherweise noch späten Ruhm nach sich. Siepmanns kleine, aber witzige Show war dem Ästhetiker Bazon Brock aufgefallen. Der sitzt, unter anderem mit Peter Handke, in einer Jury, die jährlich den mit 25.000 Mark dotierten „Passepartout-Preis“ an den besten Ausstellungsmacher Westeuropas vergibt. Nur zehn Museumsleute kommen in die engere Auswahl, und selbst wenn es nicht der erste Platz wird, kann Siepmann, der chronisch unterfinanziert im Schatten der Millionen-Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau vor sich hin werkbündeln muß, durchaus zufrieden sein.

Marianne