Ganz schön mau-betr.: "Rheinhausen ist überall - und das noch lange", taz vom 28.11.88

betr.: „Rheinhausen ist überall - und das noch lange“,

taz vom 28.11.88

Da demonstrieren 1.000 KollegInnen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als dieses mit ein paar abschätzenden Worten zu kommentieren.

Die Betriebsratsführung hat nicht gerufen, also kann die Aktion auch kein Erfolg gewesen sein. War es nicht schon vor einem Jahr so, daß selbständig agierende KollegInnen für Bruckschen, Steegmann und Co. ein Dorn im Auge waren? Klar, diese Herren haben ja nichts zu verlieren. Bruckschen will in den Landtag, Steegmann hat seinen Sitz im Aufsichtsrat.

Was mir aber viel wichtiger ist als die persönliche Karriere dieser Oberschlaumeier aus der betriebsrätlichen Führung, beweißt Jakobs ja in seinem Artikel. Das ganze Gerede von Ersatzarbeitsplätzen zerplatzt in der Realität wie eine Seifenblase. Es wirkt wie ein Hohn, wenn Steegmann scheinradikal über eine „betriebliche Mobilisierungsstrategie“ lamentiert. Für was sollen sie denn kämpfen, die Rheinhausener? Für Seifenblasen!Weiter schreibt Jakobs, daß aufgrund des Stahlbooms „ein Hauch von Optimismus in der Luft lag“. Na fein! Heißt das, daß die vom Arbeitsplatzabbau Betroffenen nun auf den Boom warten müssen? Tatsächlich ist es keine Propagandalüge, wenn die Krupp-Bosse nur von einer kurzfristigen Belebung reden. Sollen die Arbeiter ihre berechtigten Forderungen an der jeweiligen wirtschaftlichen Situation orientieren?

Lieber Walter Jakobs, ganz schön mau die Aussage deines Artikels. Da wirkt doch der auf der Demonstration skandierte Satz „Wir wollen keinen Ersatz - Kampf um jeden Arbeitsplatz“ recht erfrischend auf mich.

Bärbel Niggemann, Hamburg 50