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DA LACHT DAS BASTLERHERZ

■ „Die mechanische Bauhausbühne“ im Hebbeltheater

Würde nicht der Conferencier noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, daß es sich hier um zwei Bühnenereignisse aus dem Bauhaus der zwanziger Jahre handelt, so könnte man durchaus glauben, bei der „mechanischen Bauhausbühne“ ginge es um eine schicke Demonstrationsveranstaltung eines hiesigen Heimwerkerbedarf-Großmarktes gleichen Namens. Im ersten Teil wird die Vielfalt der Laubsäge-Arbeit und der Lacke vorgeführt, die in phantasievollem Design zu einem mechanischen Kostüm gehören. Der Schönheit der Mechanik und der Verführungskraft der Geometrie allerdings nur halb vertrauend, entspinnt man zwischen den Figurinen von Maschinenwesen, Lokomotive und Tänzern eine durchaus menschliche Liebes- und Eifersuchtsgeschichte: dies wirkt wie eine dramaturgische Bemäntelung der sonst befürchteten Langeweile. Im zweiten Teil läuft das Spiel der auf- und niederschießenden Pfeile, rollenden Räder, schwingenden Keulen und aufblitzenden Lichter ferngesteuert und multimedial.

Das Düsseldorfer „Theater der Klänge“ rühmt sich, mit der Rekonstruktion von Kurt Schmidts Mechanischem Ballett und der Uraufführung der Mechanischen Eyzentrik nach dramaturgischen Konzepten von Moholy-Nagy ein perfektes und spannendes „Gesamtkunstwerk“ geschaffen zu haben, richtungsweisend für einen kreativen und emanzipatorischen Umgang mit der Technik. Sie sind enthusiastisch, heute verwirklichen zu können, wovon die Bauhäusler träumten. Dabei übersehen sie, daß die Geschichte dem Einsatz der Technik ein anderes Gesicht gegeben hat: deren Realität steht oft im Widerspruch zu den einstigen Utopien. Ihr zweckfreier, nur der Bildimagination dienender Gebrauch auf der Bühne verkommt zum verklärenden schönen Schein.

Katrin Bettina Müller

„Die mechanische Bauhausbühne“ im Hebbeltheater, bis zum 11.12. um 20 Uhr.

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