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Unsauberes Angebot

■ Die Kreuzberger AL will die SPD vorführen / Anleitung zur „Selbstentlarvung“ der Sozialdemokraten

Die Kreuzberger AL hat sich was überlegt. Sie will im Wahlkampf mit der SPD zusammenarbeiten. Damit aber die SPD nicht vorschnell in Jubel ausbricht, wird ihr sogleich, kurz und knapp, bedeutet, es sei kein „verkapptes Koalitionsangebot“. Also: die SPD soll zusammen mit der AL verhindern, daß in Kreuzberg CDU-Direktkandidaten durchkommen. Vorgeschlagen wird darum, die Erststimmen zu teilen, d.h., in zwei Wahlkreisen die AL- und SPD -Erststimmen für den SPD-Kandidaten, im dritten Wahlkreis für den AL-Kandidaten - in diesem Fall wäre es Klaus Croissant.

Ein sauberes Angebot? Nun, darüber will die AL eigentlich gar nicht erst verhandeln, sondern schreibt lieber gleich einen „offenen Brief“. Sofortige Antwort im Stile eines Standortkommandanten wird verlangt. Dirk Schneider von der AL erklärte dazu, daß man mit einer Ablehnung rechne und daß dann der SPD gar nichts anderes übrig bleibe, als sich selbst zu entlarven.

Wer Politik machen will, muß es auch verstehen. Schwarze Peter lassen sich nicht als Sonderangebot auf den Markt werfen, und die Selbstentlarvung der SPD wird auch nicht mehr frei Haus geliefert. Mit anderen Worten: die Oberschlauen in der Kreuzberger AL wollen mit der SPD ein bißchen Entlarvung spielen, und zwar möglichst so durchsichtig, daß alle anderen AL-Mitglieder gleich merken, wie pfiffig man ist. Das ist nicht unseriös, das ist nur ein weiterer Schritt zur Infantilisierung der Politik. Aber fröhliche Kinder sind's nicht.

Klaus Hartung

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