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Menschenrechtsbegriff ausweiten

Frankreichs Premierminister Michel Rocard zum Menschenrechtsbegriff  ■ I NT T E R V I E W

taz: Die 40. Jahresfeier der UNO-Menschenrechtserklärung fällt dicht zusammen mit dem 200. Jahrestag der ersten französischen Menschenrechtserklärung am 26. August nächsten Jahres. Und schon vergleicht man in Frankreich die beiden Ereignisse. Bedeutet für Sie die Erklärung von 1948 einen Fortschritt gegenüber 1789?

Michel Rocard: Selbstverständlich. Die Definition der menschlichen Grundrechte ist 1948 umfassender als 1789, insbesondere was die Rechte der Frauen betrifft. Darüber hinaus ist die Erklärung von 1789 nur in einem einzigen Land entstanden, auch wenn sie für die Welt geschrieben wurde. Die Erklärung von 1948 dagegen wurde von der nahezu vollständigen Zahl der damaligen UNO-Mitgliedstaaten verabschiedet, und bis heute von vielen anderen Staaten ratifiziert. Auch deswegen hat die UNO -Menschenrechtserklärung für mich heute eine größere Bedeutung.

Der Streit um die Menschenrechte entzündet sich in Frankreich an der Frage, ob die geltenden Rechte von 1948 wie das Recht auf Arbeit, soziale Sicherung oder Erziehung -, die Konservative als marxistisch orieniert betrachten, zu den ursprünglichen Menschenrechten gezählt werden sollen. Welche Auffassung vertreten Sie?

Auch diese Rechte sind Menschenrechte. Nach jeder großen historischen Etappe hat sich der Menschenrechtsbegriff ausgeweitet. Das ist eine Entwicklung, die auch heute noch weitergeht. Das Recht auf Frieden, auf eine gesunde Umwelt und andere soziale und wirtschaftliche Rechte sind allesamt Dinge, die jetzt in die Menschenrechtsdiskussion einfließen müssen.

Interview: Georg Blume

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