Heim für Studenten? Wahlkampfenten!

■ 100 Studenten besetzten Abriß-Haus / Turner-Pläne für mehr Studentenwohnungen sind höchst diffus / Mögliche Plätze im Studentendorf Schlachtensee sind nur für wenige Wochen bewohnbar / Schlachtensee-Studenten: „Wahlkampfenten“

Rund 100 Studenten hatten es gestern endgültig satt, sich weiter auf aussichtslose Wohnungssuche zu begeben. Sie besetzten deshalb den leerstehenden Wohnkomplex Einsteinufer 41. Damit wollen sie auch verhindern, daß die Eigentümerin, die Immobilienfirma von Harlessen, das Gebäude abreißt.

Geschäftsführer Porsch bestätigte gestern auf Anfrage die Abriß-Pläne. Die Firma plane hier einen Neubau für eine Zweigstelle des Konrad-Zuse-Instituts für Informationstechnik. Nach Informationen der taz wurde der Immobilienfirma jedoch noch kein Auftrag erteilt. Der Flächennutzungsplan sieht hier eine TU-Erweiterung vor. Die Besetzer forderten den TU-Präsidenten Fricke gestern auf, mit ihnen über die Sanierung der Häuser in Selbsthilfe zu verhandeln. Weder die TU noch Wissenschaftssenator Turner konnte gestern dazu Stellung nehmen.

FU-Präsident Heckelmann und Turner hatten sich, wie berichtet, in den letzten Tagen geradezu überboten, wenn es um Verständnis für die Wohnungsnöte der Studenten ging. Konkrete Folgen hatte das bislang nur wenige. „Eine Wahlkampfente“ sei Turners jüngste Idee, einige Abriß -Wohnungen im Studentendorf Schlachtensee kurzfristig noch einmal zu belegen, kritisierte jetzt die Selbstverwaltung des Dorfes. Turner will am Abrißtermin - Ende Februar nämlich festhalten. Einige Wochen vorher müßten die Studenten die Häuser schon wieder verlassen. In einer Woche könnten die ersten Wohnungen im Dorf neu belegt werden, hieß es gestern im Studentenwerk.

Turner will außerdem 100 zum Abriß bestimmte Schwesternwohnungen des Uni-Klinikums Rudolf Virchow bis September mit Studenten belegen. In Turners Verwaltung wird jedoch befürchtet, daß das Projekt am Veto des Klinik -Personalrats scheitert.

Als „Aktionismus“, der bloß Geld und Flächen wegnehme, gleichzeitig aber auch kein „menschenwürdiges Wohnen“ ermögliche, bezeichnet selbst ein Mitarbeiter des Studentenwerks eine Lieblingsidee von Heckelmann: Wohncontainer für Studenten. Mindestens ein Jahr müßten die Studenten auch auf die drei Altbauten warten, die private Makler jetzt dem Studentenwerk zum Kauf angeboten haben. Hierüber ist bislang genausowenig entschieden wie über Pläne, das Studentenwohnheim in der Hardenbergstraße aufzustocken und in einem Dahlemer Heim dazuzubauen.

Dem Neubau von Wohnheimen geben Studentenwerk und Senat dagegen keine Chance. Es fehle an Grundstücken. Dafür will der Wissenschaftssenator jetzt ein anderes Projekt „in Angriff nehmen“. Der Senat überlegt, einen Altbau in der Yorckstraße 36 für 1,5 Millionen Mark zu kaufen und zu sanieren. Die jetzigen Mieter allerdings müßten zuvor ausziehen.

plu/hmt