Meyer kehrt zu seinen Leisten zurück

■ Ex-Bausenator soll Eva-Maria Lemke-Schulte kontrollieren / Mitarbeiter der Umweltbehörde fürchten endgültige Rückkehr zur Betonpolitik / Fraktionschef Dittbrenner sind Bedenken des Umweltressorts egal

„Politiker sollen das machen, was sie verstehen“, meint Bernd Meyer. Als die SPD 1987 beschloß, daß Bau- und Umweltpolitik zukünftig von einer Senato

rin gemacht werden sollten, mußte Meyer entgegen seinen Neigungen vom Bau- ins Innenressort wechseln. Jetzt, nachdem er dem Senat nicht mehr ange

hört, drängt es ihn zurück zu seinen alten Aufgabenfeldern. Die Fraktion hat Meyer bereits in die Deputation für Stadtentwicklung gewählt. Doch damit nicht genug: Wenn im Januar endgültig geklärt ist, welche Teile aus Lemke -Schultes Doppelressort dem Verkehrssenator Konrad Kunick zugeschlagen werden, soll Bernd Meyer auch noch Umweltdeputierter werden.

Hintergrund: Zwar soll Kunick für Hoch- und Tiefbau zuständig sein, die Zuständigkeit für Flächennutzungs- und Bebauungspläne, Grundlage für Stadtentwicklung, soll aber bei Lemke-Schulte verbleiben. Genau diese Grundlagen soll Meyer entscheidend mitbestimmen.

Ein delikater Rollentausch: Egal, ob es um die Abfallwirtschaftspolitik, (von Meyer lange Jahre stiefmütterlich behandelt), um die Ausweisung von Gewerbegebieten (von Meyer deutlich mehr forciert als von Lemke-Schulte) oder um Straßenausbau

geht, immer ist der Abgeordnete Meyer an entscheidender Stelle Kontrolleur seiner Nachfolgerin. Mit den engen Verbindungen in die Verwaltung hinein und dem Vertrauen, das Bürgermeister Klaus Wedemeier und Fraktionschef Claus Dittbrenner in Meyers Kompetenz als Baupolitiker setzen, könnte Meyer die politischen Prioritäten endgültig Richtung Bau verschieben.

Dies fürchten zumindest Mitarbeiter im Umweltressort, zumal mit Karl-Heinz Schreiber und Heinz-Hermann Schaper bereits zwei „Betonköpfe“ sowohl in der Stadtentwicklungs- als auch in der Umweltdeputation säßen. Meyer, Schreiber, Schaper, drei Politiker, die genau das machen sollen, was Wedemeier der Senatorin Lemke-Schulte nicht mehr zutrauen wollte: Die Widersprüche von Umwelt- und Stadtentwicklungspolitik in einer Person auszutragen.

Der SPD-Fraktionschef bestätigte gestern entsprechende

Pläne: „Das trifft zu.“ Die Bedenken des Umweltressorts sind Dittbrenner egal: „Das ist Sache des Parlamentes. Da rede ich mit dem Umweltressort nicht drüber. Allenfalls mit den Kollegen in der Deputation.“ Das aber scheint bislang noch nicht geschehen zu sein: Weder der Bremerhaver SPD -Abgeordnete Wilfried Töpfer, Sprecher der Umweltdeputation, noch die Umweltdeputierte Tine Wischer wollten gestern von Meyers Plänen etwas erfahren haben.

Meyer selbst begründet seinen Wiedereinstieg in sein ehemaliges Politikfeld zum einen mit seiner Sachkenntnis und zum zweiten mit den regionalpolitischen Interessen Bremen -Nords, die er vertreten wolle. Ausbremsen wolle er nichts, vielmehr in seiner momentan schwierigen Situation eine neue Rolle finden. Von einer Konkurrenz zu Eva-Maria Lemke -Schulte will er nichts wissen: „Dazu verstehe ich mich viel zu gut mit ihr.“

hbk