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Strahlen-Kompaß: Fleisches Lust

1 9 . D E Z E M B E R 1 9 8 8 Fleischesser leben gefährlich. Das massenhafte Verzehren von Tieren erzwingt Massentierhaltung im wahrsten Sinne des Wortes. Wahrscheinlich tummeln sich in den Mastbatterien mehr Parasiten, Salmonellen u.ä. als Hühnchen. Nachdem sich in London 500 Menschen mit Salmonellen infiziert hatten (Thyphus, Parathyphus, Darmkatarrh), warnt die EG-Kommission in Brüssel vor dem Verzehr von Hühnern und Puten. Wer es trotzdem nicht lassen kann, sollte tiefgefrorene Waren meiden. Spätestens im Eiswassertauchbad zu Beginn des Einfriervorgangs kommt das Huhn zur Salmonelle. Um zu verhindern, daß beim Auftauen die quicklebendigen Salmonellen zum Menschen kommen, sei empfohlen: Einmalhandschuhe anziehen, Einmalschürze anziehen, Plastikbeutel entfernen und wegwerfen, das Tauwasser auffangen und weggießen, keine anderen Lebensmittel berühren, alle benutzten Küchengeräte mit kochendem Wasser reinigen oder desinfizieren. Den Braten gut durchgaren lassen. Mit einem Fleischthermometer in einen Muskel stechen. Für 10 Minuten müssen 75 Grad erreicht werden. Beim Einkauf muß darauf geachtet werden, daß die Verpackung weder Risse noch Löcher hat. Frostbrand, weiße Stellen im Fleisch, entstehen durch Luftzufuhr. Durchsaftungsspuren und eingefrorener Fleischsaft verraten, daß das Fleisch schon einmal angetaut war. Tiefkühltruhen dürfen nicht vereist und über die Stapelmarke gefüllt werden. Um die Keimvermehrung beim Auftauen in Grenzen zu halten, empfiehlt sich, entweder lang und kühl im Kühlschrank (6 kg Pute brauchen 48 Stunden) oder kurz und warm im Backofen bei 50 Grad aufzutauen (6 kg Pute brauchen 6 Stunden). Die undurchsichtigen Handelskategorien erleichtern den Einkauf nicht. Als Faustregel gilt: Je jünger ein Tier geschlachtet wird, desto mastiger ist es. Das heißt, die 8 bis 10 Wochen alten Frühmastenten bzw. -gänse und Babyputen kommen aus der Intensivmastzucht ohne Weidegang und eigener Futtersuche. Entsprechend synthetisch ist ihr Geschmack, Assoziationen zum Kälberskandal bieten sich an. Bei angebotenen Freiland -Gänsen kann man sich nicht auf die Herkunft verlassen. Schon der Tod in der BRD macht aus jeder Gans einen deutschnationalen Leckerbissen. Bei in Holland, Israel, Südafrika, Thailand und Ungarn eingefrorenen Tieren muß damit gerechnet werden, daß sie radioaktiv bestrahlt worden sind. Wer all den Risiken aus dem Weg gehen will, bestellt sich die Liste der selbstvermarktenden Bauern und umweltbewußten Metzgern bei:

Verbraucher-Initiative e.V., Breitestraße 51, 5300 Bonn 1, Postfach 17 46.

Entenfleisch, Ungarn'3 Bq

Entenfleisch, Polen 'Nachweisgrenze

Flugentenfleisch, Polen'3 Bq

Gänsefleisch, Polen2 bis 4.7 Bq

Gänsefleisch, Ungarn'3 Bq

Wildentenfleisch, Wörth/Donau2.3 Bq

Wildentenfleisch, Schleswig-Holst.3 Bq

Die radioaktive Belastung bei Wild hat im Vergleich zum letzten Jahr abgenommen. Der Verzehr ist aber immer noch nicht zu empfehlen:

Hirschrollbraten, Oldenburg42 Bq

Hirschfleisch, Soltau69.1 Bq

Hirschfleisch, Hessen145.0 Bq

Hirschfleisch, Schleswig-Holstein90.8 Bq

Rehfleisch, Donauries243.4 Bq

Rehfleisch, Celle69 Bq

Rehfleisch, Donauries (10.88)3.7 Bq

Rehfleisch, Dorfen (7.88)52 Bq

Rehfleisch, Ebersberger Forst (88)892 Bq

Rehfleisch, Eifel (7.88)6 Bq

Rehfleisch, Lütjensee'7.4 Bq

Rehfleisch, Ostwestfalen7 Bq

Rehfleisch, Saulgrub3194 Bq

Rehfleisch, Polen867 Bq

Wildfasan, Pfarrkirchen (11.88)10 Bq

Wildhase, Pfarrkirchen (11.88)8.4 Bq

Wildschweinfleisch, Alt-Wahn (9.88)36 Bq

Wildschweinfleisch, Bad Homburg10.6 Bq

Wildschweinfleisch, Großluder8 Bq

Wildschweinfleisch, Hessen26 bis 61 Bq

(Durchschn.werte von mehreren Messungen)

Wildschweinfleisch, Polen936 Bq

Werte: Cäsium Becquerel pro Kilogoramm (Bq/kg)

Quellen: Test 12.88; AGöF Radioaktivität 11.88; Umweltinstitut München e.V.

Die Zahlen in Klammern verweisen auf den Zeitraum, in dem das Wild erlegt worden ist.

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