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Neuer Generalstreik in Palästina

■ ZumGedenken an die sechs Toten vom Freitag / Wieder drei Palästinenser erschossen / Erstes Treffen USA-PLO abgeschlossen / Bundesregierung für Gespräche zwischen EG und PLO

Jerusalem/Tunis (afp/dpa/taz) Eine gespannte Atmosphäre lag am Sonntag über den israelisch besetzten Gebieten, nachdem Soldaten am Freitag sechs Palästinenser in der Westbank getötet hatten. Auch gestern wurden wieder drei Palästinenser im Zusammenhang mit Demonstrationen erschossen. Mindestens dreiunddreißig weitere wurden verletzt.

Mit einem dreitägigen Generalstreik will die Bevölkerung in der Westbank und dem Gaza-Streifen der Toten von Freitag gedenken. Linke Oppositionsgruppen in Israel forderten unterdessen eine „unabhängige Untersuchung dieses Massakers“. Nach Aussage des einflußreichen und von den israelischen Behörden geförderten palästinensischen Geschäftsmannes Said Knaan handelte es sich bei dem Vorfall um „ein wahres Blutbad, das israelische Truppen unprovoziert während eines Begräbnisses und danach durchführten“.

In Jerusalem dagegen protestierten mehrere Hundert Israelis gegen Friedensverhandlungen mit der PLO. Zu der Veranstaltung hatte die militante Siedlerbewegung Gush Emunim aufgerufen. Ministerpräsident Jitzhak Shamir brach unterdessen am Wochenende sein dreitägiges Schweigen zu den Gesprächen zwischen der PLO und den USA und erklärte, die Allianz mit Washington sei „gefährlich überschattet“.

Nach dem ersten Treffen zwischen dem US-Botschafter Robert Pelletreau in Tunis und Mitgliedern des Exekutivkomitees der PLO wurde von beiden Seiten als „offen und direkt“ bewertet. Allerdings wurden auch Unterschiede deutlich. Während die USA direkte Verhandlungen zwischen Israel und der PLO anstreben, befürwortet diese die Abhaltung einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz. Breiten Raum bei dieser ersten Diskussionsrunde nahm einmal mehr das Thema „Terrorismus“ ein. PLO-Sprecher Ahmad Abdel Rahman erklärte nach den Gesprächen'daß seine Organisation ihren ganzen Einfluß geltend machen werde, um Anschläge auf „Zivilisten, Unschuldige oder Amerikaner“ zu verhindern. Beobachter schlossen daraus, daß Angriffe auf militärische Ziele, oder auch Konfrontationen mit israelischen Soldaten im Zuge der Intifada, von den USA möglicherweise nicht als „Terrorakte“ eingestuft würden.Unterdessen erklärte der Staatsminister im Auswärtigen Amt in Bonn, Helmut Schäfer (FDP), aus der Sicht der Bundesregierung gebe es für die EG-Staaten jetzt keinen Grund mehr, Gesprächen mit der PLO auszuweichen. Eine Anerkennung des von der PLO ausgerufenen palästinensischen Staates sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht nützlich.

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