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Bremer LehrerInnen nicht

■ Streit um Arbeitszeitverkürzung im Öffentlichen Dienst für die Bremer LehrerInnen / GEW droht mit Streik

„Das ist Tarifbetrug“, sagt Rainer Baltschun, und ein „unverschämtes Unterlaufen der Tarifregelungen.“ Der Bremer GEW-Landesvorsitzende benutzt starke Worte, um für das Frühjahr starke Taten anzukündigen: Die gut 3.000 GEW -LehrerInnen drohen Streik an, wenn der Senat weiter nur so will, wie er wohl will. Eine Vertrauensleute-Versammlung hat am 1.12. beschlossen, am 16. Februar endgültig zu sagen, ob vor Inkrafttreten ersten Stufe der Arbeitszeitverkürzung am 1. April gestreikt werden soll.

1.500 neue Stellen müßten im Öffentlichen Dienst nach Meinung von ÖTV und GEW geschaffen werden, um die im Frühjahr beschlossene Arbeitszeitverkürzung bis 1990 zu kompensieren. Von 1.100 bis 1990 insgesamt nötigen Stellen geht der Senat in seiner neusten Deputationsvorlage aus. 600 neue Stellen hat die Bürgerschaft nach Haushaltsberatungen des Senats beschlossen. „Das ist immerhin etwas“, sagt Reiner Baltschun. Die GewerkschaftlerInnen erbost nur, daß keine einzige der Stellen im Schulbereich dabei ist. Auf sieben Millionen Mark Einkommen hätten die 5.200 Bremer LehrerInnen nicht verzichtet (wohl bis 1995 gerechnet), um dann als einzige Gruppe vom arbeitsplatzschaffenden Effekt ausgenommen zu sein. Noch einmal erklärte der GEW -Vorsitzende: „Die Arbeitszeitverkürzung macht erst Sinn, wenn sie Neueinstellungen zur Folge hat.“ Rund 2000 LehrerInnen sind in Bremen arbeits

los (GEW-Schätzung). Der Verhandlungsweg sei ausgeschöpft und der Bildungssenator mit seinem Vorschlag, jedenfalls für die Grund-und SonderschullehrerInnen eine Stunde weniger Arbeitszeit durchzusetzen, in den Haushaltsberatungen gescheitert.

Die Bremer Lehrkräfte arbeiteten ohnehin im Bundesvergleich relativ kurz, begründet der Senat deren Nichtberücksichtigung beider Verteilung des Stellenkuchens. Dennoch brauchen wir Arbeitszeitverkürzung und 200 bis 250 neue Stellen, sagt die GEW, denn die Arbeitszeitverkürzungen von '69 und '84 sind schon an uns vorübergegangen, und: Die Berliner KollegInnen arbeiten noch weniger und haben dennoch alle eine Unterichtsstunde abgenommen gekriegt. (190 werden neu eingestellt und die Stundentafeln der Schüler gekürzt). Im Grundschulbereich, so begründet Heike von der Ahe die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung, ließen die erhöhten Belastungen durch die Integration der SonderschülerInnen, 400 bis 500 zusätzlich schulplfichtige Aussiedlerkinder und das Einsparen von SozialpädagogInnen schon jetzt soviel LehrerInnen krank werden, daß es in den ersten Klassen bis zu 80 Fehlstunden gebe.

Auch die Grünen fordern einen „echten Ausgleich“ der Arbeitszeitverkürzung durch 1.500 neue Stellen. Tarifbetrug gewöhne den Gewerkschaften ab, durch Arbeitszeitverkürzung, Arbeitsplätze zu schaffen.

U.S.

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