Remscheid: An den Verteidigungsminister der BRD / An den Biotschafter der USA

An den Verteidigungsminister der BRD

An den Botschafter der USA

Die schreckliche Katastrophe in Remscheid, die durch ein amerikanisches Kampfflugzeug verursacht wurde, nehme ich zum Anlaß, meiner Betroffenheit und meinem Befremden bezüglich der Reaktion unserer Bündnispartner Ausdruck zu geben.

43 Jahre nach Kriegsende fühle ich mich - und damit stehe ich nicht allein - noch immer als „Besiegte“ unter einer Besatzungsmacht, die in ihrem eigenen Land in vielen lebenswichtigen Fragen keinerlei Mitspracherechte haben. Die Arroganz der US-Militärs anläßlich der Pressekonferenz (WDR III Hier und Heute) mußte auch dem Gutwilligsten klar machen, wie wenig wir in diesem unserem Lande zu sagen haben. (...)

Als junges Mädchen stand ich am 6. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende vor den Trümmern unseres Hauses, zerstört durch eine Fliegerbombe. Haßgefühle hatte ich damals keine, denn Deutschland hatte furchtbare Schuld auf sich geladen und die Alliierten waren für mich Befreier. Heute frage ich mich, ob wir immer noch unter Besatzungsrecht stehen, und warum der Willkür der Tiefflüge Tür und Tor geöffnet sind. Ihren Versicherungen, daß dies über unserem dichtbesiedelten Land nötig sei um die „Verteidigungsbereitschaft“ nicht zu gefährden, kann ich nicht glauben. An die „Gefahr aus dem Osten“ glaube ich erst recht nicht mehr!

Ruth Grosser, Aachen