: Plinius, Berninghausen & Uni
■ Holzhändler spendete einem Uni-Freundeskreis 100.000 Mark / Wofür, ist noch offen / Betuchte Hanseaten sehen mit Zuversicht in die Uni-Zukunft
Was haben Plinius der Jüngere und Friedo Berninghausen gemeinsam? Der eine lebte etwa 100 n.Chr., war römischer Staatsmann und Schriftsteller, der andere ist quietschlebendig, Holzhändler in Bremen und zudem Handelskammer-Funktionär mit einigem Einfluß. Also gar nichts? Weit gefehlt: Vor so etwa hundert dunkel-betuchten Bremern im Kaisersaal des Ratskellers entwickelte ein Bremer Professor, ein Historiker namens Hans Kloft, eine überraschende Parallele: Jener wie dieser haben Einhunderttausend locker gemacht, der eine in Sesterzen, der andere in Mark, uneigennützig und damit es der Wissenschaft dienen möge.
Im Klartext: Firma Steinbrügge und Berninghausen wird hundert Jahre alt. Berninghausen, Förderer der „Gesellschaft der Freunde der Universität“, spendet derselben 100.000 Mark, damit diese ihren Dialog Wissenschaft-Bürger intensivieren kann. Willkommener Anlaß, gestern den Grundstein für eine neue Tradition zu legen, den Neujahrsempfang der Gesellschaft der Freunde der Universität Bremen.
Bereits seit 1961 besteht dieser Verein. Als der Traum der Mitglieder, eine Universität für Bremen, dann zehn Jahre später Wirklichkeit wurde, mochten diese damit aber nichts mehr zu
tun haben. Erst 1981, die Universität wurde allmählich auch in den besseren Bremer Kreisen salonfähig, wurde das Vereinsleben reaktiviert. Der damalige Vorsitzende, Name: Friedo Berninghausen, führte einen „Bremer Studienpreis“ ein, mit dem alljährlich vier bemerkenswerte Dissertationen oder Diplomarbeiten prämiert werden. Und sonst? Sonst gibt es „viele nichtspektakuläre Gespräche zum Bei
spiel um das Bremische Hochschulgesetz“ sagt der jetzige Vorsitzende, der Amtsrichter Bengt Beuler.
Ein Lobby-Klüngel. Universitäts-Rektor Jürgen Timm sieht in dem Verein keine wirtschaftpolitische pressure-group, sondern eine eher bildungsbürgerliche Gruppe, der es unter anderem zu verdanken sei, daß die SPD die Geisteswissenschaften nicht völlig gestrichen habe.
Ein neues Jahr, 100.000 Mark, deren Bestimmung noch offen ist, klar, daß alle fast nur von Zufriedenheit, Zuversicht und Zukunft reden mochten und dafür dann auch viel Beifall erhielten. Einzig Timm fiel zum Stichwort Zukunft auch noch anderes ein: Die immer schlechter werdenden Studienbedingungen und der anstehende Streik der StudentInnen, für den er um Verständnis warb. Da blieb der Beifall aber aus.
hbk
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