Podium als Opium

Zur Diskussionskultur auf dem Uni-Kongreß  ■ K O M M E N T A R

Podiumsdiskussionen sind in der Regel stinklangweilig und nur dazu gut, alte Bekannte wiederzutreffen. Die personelle Besetzung der Diskussionsrunden des UNiMUT-Kongresses bildet da leider keine Ausnahme. In ähnlicher Konstellation hätten und haben die DiskutantInnen, immer abhängig von der politischen Konjunktur, schon über die Amnestie der RAF debattiert, Fragen nach Tschernobyl aufgeworfen und über das Patriarchat gerätselt. The same procedure since 1968!

Hoffentlich wird die inhaltliche Qualität des Kongresses nicht von den reisenden Diskutanten bestimmt. Die tatsächliche Auseinandersetzung über die Zukunft der Hochschule läuft in den vielen autonomen Seminaren. Da wird über feministische Theologie gestritten, da stellt sich eine „Mail-Box“ Computergruppe vor, da wird die „Philosophie des Faschismus“ thematisiert. Das verspricht lebendige, nicht statische Diskussion.

Interessant dürfte auch der Auftritt der französischen Studenten werden, die vor zwei Jahren an der Spitze des Protests in Paris standen. Wie sie als politische Gruppe jenseits der traditionellen Organisationsformen den Protest auch nach den Streiks weitertragen konnten, böte sich vielleicht als Modell auch für die BerlinerInnen an. Dennoch muß sich entscheiden, ob der Protest in Berlin von traditionellen Gruppierungen beerbt wird oder sich das „Neue“ an der Studentenbewegung selbst institutionalisieren kann.

CC Malzahn