: Aurich droht mit Ausweisung
■ Jugoslawisches Ehepaar erhielt am Heiligabend Ablehnung des Asylantrags für ihre Kinder / Nun droht der gesamten Familie die Ausweisung
Ein jugoslawisches Ehepaar und ihre beiden kleinen Kinder, die im letzten Jahr im Landkreis Aurich Asyl beantragt haben, müssen zum Anfang kommenden Monats mit ihrer Abschiebung aus der Bundesrepublik rechnen. Ihr Antrag ist vom Bundesamt für die Anerkennung von ausländischen Flüchtlingen in Zirndorf bei Nürnberg abgelehnt worden - die Begründung wurde bisher nicht bekannt. Aber schon bevor die Existenz diese Bescheids öffentlich wurde, hatte ein Schreiben des Kreises den Jugoslawen das Weihnachtsfest verdorben und beim örtlichen „Arbeitskreis Asyl“ für erheblichen Wirbel gesorgt.
Die Vorgeschichte ist - wenn man so will - eine besonders abscheuliche Variante der Weihnachtsgeschichte, die nur von einem einzigen Autoren stammen kann: dem bundesrepublikanischen Bürokratismus. Statt die Geburt des Christkindes feiern zu könnnen, mußte das jugoslawi
sche Ehepaar um ihre eigenen Kinder bangen. Pünktlich am 24. Dezember letzten Jahres teilte die Ausländerbehörde des Kreises Aurich dem jugoslawischen Ehepaar mit, daß der Asylantrag für die beiden drei-und sechs Jahre alten Kinder abgelehnt und deren nach dem Gesetz erlaubnisfreier Aufenthalt in der Bundesrepublik zeitlich begrenzt worden sei. Und weiter: „Außerdem werde ich Ihre Kinder Valtentin und Kristijan zur Ausreise auffordern und für den Fall der nichtfreiwilligen Ausreise die Abschiebung aus der Bundesrepublik androhen.“
Zwar enthielt der Brief - in dem üblichen „Behördendeutsch“ geschrieben - den Hinweis auf einen möglichen Einspruch gegen dieses Verwaltungsvorgehen bis zum 4. Januar. Dies aber mißverstand das erschütterte Ehepaar als letzten Ausreisetermin ihrer Kinder. Verzweifelt und ratsuchend wendeten sich die Jugoslawen noch
am Heiligabend an Elisabeth und Walter Dissinger vom Arbeitskreis Asyl Emden/Krummhörn. Die waren empört und brachten den Vorfall an das Licht der Öffentlichkeit: „Es ist ein Unding, Kinder von ihren Eltern trennen zu wollen, und dies auch noch gerade an einem solchen Tag mitzuteilen. Was für eine Perversion des Weihnachtsgedankens!“
Gerrit Fuhrmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung in Aurich, tat dies als Mißverständnis ab. Eine Trennung der Kinder von ihren Eltern sei rechtlich nicht haltbar und auch nie beabsichtigt gewesen. Behördenschreiben seien eben oft am „Rande der Unverständlichkeit“. Den unglücklichen Ankunftstermin der Mitteilung habe er bereits mehrfach bedauert. Dies könne angesichts der Praxis der Kreisverwaltung, „belastende Bescheide“ nicht vor kirchlichen Feiertagen auszusenden, auch nur eine Ausnahme sein. Mit einer Ausweisung der gesamten Fa
milie müsse aber gerechnet werden, weil der Asylantrag vom Bundesamt abgelehnt worden sei.“
Die jugoslawische Familie, die jetzt bereits seit einigen Monaten in der Gemeinde Hinte im Landkreis Aurich wohnt, trifft die bevorstehende Ausweisung wie ein Schlag. Sie hatte sich darauf eingerichtet, hier ihren neuen Lebenskreis zu finden und hat sich bereits gut eingelebt. In der vergangenen Woche hat es zwar ein Gespräch zwischen VertreterInnen der Ausländerbehörde des Kreises und dem Arbeitskreis Asyl gegeben - aber ohne greifbares Ergebnis, wie Pressesprecher Gerrit Fuhrmann sagt.Jetzt muß sich die jugoslawische Familie wohl damit abfinden, unfreiwillig in ihr Heimatland zurückzukehren. Wegen ihres katholischen Glaubens müssen sie dort nach eigenen Angaben mit zahlreichen Repressionen rechnen. om
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