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Billigflagge bei Eiswette

■ Schneider wollte nicht in ein Boot unter Billigflagge einsteigen / Protestblockade gegen das Zweitregister

Ganz gegen Gewohnheit und Tradition wurde aus der altehrwürdigen Eiswettprobe am Dreikönigs-Freitag eine Demonstration. Bremer Nautikstudenten, arbeitslose Seeleute und Landurlauber hatten sich in Überlebensanzüge verpackt und vor das Schiff der 'Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger‘, das den Schneider zur Probe, ob die Weser „geiht oder steiht“, über die Weser auf die Neustadtseite bringen sollte, herumgelegt. Ihr Kutter „Banana“ aus Bonn lag demonstrativ unter deutscher Billigflagge bereit, um den Schneider Göbel - „für'n Appel und'n Ei“ - zu schippern. So wollte der sich aber dann doch nicht in die Poltik einmischen lassen. Besonders erbost waren die Seeleute, weil ausgerechnet der Freidemokrat Manfred Richter zum traditionellen Eiswette-Essen gela

den war - der Mann, „der sich zum Totengräber der Seeschiffahrt unter zivilisierten Sozial-und Sicherheitsbedingungen“ macht, war auf den rasch verteilten Flugblättern zu lesen. Das Zweitregister-Gesetz vom Dezember ermöglicht es den Schiffseignern, billigere Arbeitskräfte aus Übersee anzuheuern.

Nach einer Stunde Verspätung schließlich lösten die Seeleute die Belagerung auf und gaben den Weg durch die Weser frei für das Boot des Schneiders. „Wenn die Eiswette -Gesellschaft ihren Schneider schon nicht in unser Bott unter der Billigflagge steigen lassen will“, so freute sich einer der Protestler gegenüber der taz, „dann kann man ja nur hoffen, daß die ganze Kaufmannsgilde ihre Waren ebenfalls unter solchen Bedingungen nicht verschippern lassen will!“ S.P

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