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Jede Menge Kurzsicht

Asbestschulen: Senat hat Zukunft verspielt  ■ K O M M E N T A R

In der Senatsbauverwaltung weiß man es jetzt besser. „Tollkühn“ habe Bausenator Wittwer gehandelt, als er im September gegen den Willen des Bezirks eine nur provisorische Abdichtung der Asbestwände in der Kreuzberger Ossietzky-Schule durchsetzte. Jetzt rächt sich nicht allein diese „Kamikaze-Aktion“ (ein Baubeamter). In allen Schulen, in denen die Asbestwände lediglich abgedichtet wurden, kann sich keiner mehr sicher fühlen vor den giftigen Fasern.

Zu schnell haben Senatoren und Stadträte versichert, der Weg des vorläufig geringsten Widerstands sei auch langfristig der beste. Knappes Geld und knappe Räume sahen Behörden und Politiker als Sachzwang. Die Experten -Empfehlung des TÜV kam da sehr gelegen. Sie war falsch, jetzt müssen die Verantwortlichen nachdenken, ob die Sachzwänge wirklich so zwingend sind, wie gedacht. Politiker -Pech: sie haben nicht einmal bis zu den Wahlen gedacht.

Dabei hätten es alle schon viel früher besser wissen müssen. Asbestgefahren waren längst bekannt, als etwa in der Kreuzberger Ossietzky-Schule die Giftwände trotz Umbau im Haus gelassen wurden. Vielleicht erfordert es ja Mut, vorgebliche Zwänge zu hinterfragen, um künftigem Schaden vorzubeugen. Doch weil sie zunächst den Mut nicht hatten, mußten Wittwer und Laurien später tollkühn handeln. Jetzt können sie nur noch den Schaden begrenzen: den für die Umwelt, den für das Senatsbudget und den für das eigene Ansehen. Passend zum Wahltermin hat es der Senat im Fall der Asbestschulen exemplarisch bewiesen: Jede Menge Zukunft läßt sich in kurzer Zeit verspielen.

Hans-Martin Tillack

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