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„Berufliches Wunschziel erreicht“

■ Seit Anfang Januar hat die TU einen neuen Kanzler / Der Nachfolger von Höbich wurde mit umfangreichen Haushaltskompetenzen ausgestattet

Als Nachfolger des im Streit um die neue Telefonanlage vom TU-Präsidenten Fricke gefeuerten Altkanzlers Michael Höbich hat zu Beginn dieses Jahres der neue TU-Kanzler Ulrich Podewills seinen Job angetreten. Sein Berufsweg führte den 41jährigen Juristen Podewills von der Verwaltung der Universität Mannheim über das baden-württembergische Wissenschaftsministerium 1983 in das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Mit dem Wechsel auf den mit 110.000 Mark im Jahr dotierten Job an der Spitze der TU -Verwaltung hat Podewills sein „berufliches Wunschziel erreicht, Kanzler einer Universität zu werden“, auf das er „gezielt hingearbeitet“ habe.

Als, wie er im Gespräch betont, „Verwaltungsjurist“ findet es Podewills „faszinierend, Beschlüsse von Universitätsgremien in verwaltungsmäßiges Handeln“ umzusetzen. Dieser Faszination von Verwaltung sind offensichtlich nur Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes erlegen, denn unter sämtlichen Bewerbern für den vakanten Kanzlerjob fand sich kein einziger aus der Industrie, wie aus der Personalkommission bekannt wurde.

In einer Zeit zunehmender Staatseingriffe in die Hochschulautonomie - beispielsweise durch die Gründung von etwa 20 außeruniversitären Instituten oder massive Eingriffe von Wissenschaftssenator Turner in Berufungsverfahren - soll der prteilose Podewills, so wird in Hochschulkreisen erzählt, symbolträchtig darauf bestanden haben, seine Ernennungsurkunde vom Präsidenten der TU in der Universität und nicht vom Wissenschaftssenator in dessen Amtsräumen entgegenzunehmen.

Von seinem Amtsverständnis her fühlt er sich an die politischen Beschlüsse der Unigremien und die Vorgaben des Präsidenten gebunden, will aber durchaus auch „eigene Prioritäten setzen“. Das Vertrauen von TU-Präsident Fricke scheint Podewills jedenfalls gewiß, hat ihn dieser doch gleich zu Beginn seiner zehnjährigen Amtszeit mit einer „unbegrenzten Zeichnungsbefugnis“ für den Haushalt ausgestattet. Diese Kompetenz hatte Fricke im Streit mit dem vorigen Kanzler an sich gezogen. Den institutionell vorgegebenen Konflikt zwischen dem vom Gesetz mit Richtlinienkompetenz ausgestatteten Präsidenten und dem ersten Mann der Verwaltung, der insbesondere den Haushalt der TU zu kontrollieren hat, will Ulrich Podewills im Dialog angehen. Der eigenmächtige Umgang mit der Haushaltsbefugnis ist eine Partie auf glattem Parkett und hat Podewills Vorgänger Höbich den Job gekostet.

thol

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