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Brasilien: Kurzzeitmoratorium

Rio de Janeiro/Santiago (afp) - Brasilien hat die Zahlung von 500 Millionen Dollar Zinsen für seine Auslandsschulden, die am Dienstag und Mittwoch fällig waren, um eine Woche aufgeschoben. Wie das Finanzministerium am Dienstag abend mitteilte, hat diese Verzögerung „innere technische Probleme“ zur Ursache.

Die brasilianischen Devisenreserven beliefen sich zur Zeit auf fünf Milliarden Dollar, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Es würden gegenwärtig Sondierungen laufen, einen neuen Überbrückungskredit von den Vereinigten Staaten zu erhalten.

Finanzminister Mailson da Nobrega hatte am Montag in einem Gespräch mit der ausländischen Presse in Brasilien betont, daß seine Regierung an kein neues Zahlungsmoratorium für seine Auslandsschulden in Höhe von 115,2 Mrd. Dollar denke. Am 21. September letzten Jahres hatte Brasilien, das höchstverschuldete Land der Dritten Welt, ein Moratorium für Zinszahlungen beendet, das es im Februar 1987 einseitig erklärt hatte. Gleichzeitig hatte Brasilien im Rahmen einer Umschuldungsaktion neue Darlehen in Höhe von 82 Mrd. Dollar erhalten.

Der Präsidentschaftskandidat der Arbeiterpartei Brasiliens (PT), Luiz Inacio Lula da Silva, hat den am Wochenende angekündigten „Sommerplan“ der Regierung zur Bekämpfung der Inflation als ein „Paket, das die Verstrickung in die Auslandsverschuldung nicht löst“, zurückgewiesen. Die Gewerkschaften Brasiliens haben im ersten Zorn über den Sanierungsplan am Sonntag bereits einen Generalstreik angekündigt. Sarneys Plan sieht neben einer Währungsreform einen Lohn- und Preisstopp sowie die Entlassung von 60.000 Staatsbediensteten vor.

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