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Sport und Werbung im Trend

■ Privatfernsehen für werbetreibende Wirtschaft attraktiv / Sportmarketing nimmt zu

Die Werbeeinnahmen der beiden großen nationalen privaten Fernsehanbieter RTLplus und Sat1 werden sich im laufenden Jahr erneut mehr als verdoppeln. Die Nettoeinnahmen werden voraussichtlich über eine halbe Milliarde Mark betragen. Dies erklärte der Geschäftsführer der UfA Film- und Fernsehen-GmbH, Bernd Schiphorst, in einem Ausblick für das Jahr 1989. Die UfA ist ein Unternehmen von Bertelsmann und Gruner & Jahr und ist zu 40 Prozent an RTL plus beteiligt.

Für die Attraktivität des Privatfernsehens als Werbeträger komme den großen nationalen und internationalen Sportereignissen bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle zu. Immer öfter sichern sich RTLplus oder Sat1 die Übertragungsrechte. So strahlt in diesen Tagen RTLplus exklusiv die Tennismeisterschaften von Australien (Australian Open) aus. Sat1 wird am 1.März das Europacup -Spiel Werder Bremen gegen AC Mailand bringen. Mit der Liberalisierung des deutschen und der anderen europäischen Fernsehmärkte kommt das immer schnellere Wachstum des Sportmarketings.

Zu diesem Markt gehören der Handel mit Fernsehrechten, das Sponsoring der werbungtreibenden Wirtschaft, die Zuschauereinnahmen aus dem Kartenverkehr und die Gagen der Spitzensportler. In Europa wird nach Einschätzung von Schiphorst dieser Markt für Sportmarketing in den nächsten Jahren jährlich um 20 Prozent wachsen, nicht zuletzt durch die Perspektiven des EG-Binnenmarktes ab 1992. In Deutschland steht bereits heute für diesen Markt ein Werbevolumen von 500 Millionen Mark bereit. In den nächsten zehn Jahren werde es sich auf mindestens 1,6 Milliarden Mark jährlich steigern.

In der deutschen Wirtschaft hat nach den Beobachtungen von UfA ein Umschichtungsprozeß eingesetzt. Werbeetats werden umverteilt. Die Wirtschaft fühlt sich vom Image des Sports in der Präsentation beim Privatfernsehen angezogen. Gleichzeitig bieten immer mehr Sportveranstalter Sponsormöglichkeiten an. Marktkenner glauben, daß weltweit heute ein Volumen von annähernd 20 Milliarden Mark pro Jahr im Sportmarketing bewegt wird.

Die Fäden in diesem Markt werden von großen Spezialagenturen gezogen, deren Namen in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind. So liegt der Umsatz der US-Agentur McCormack umgerechnet bei fast einer Milliarde Mark. Auch im deutschen Markt sind solche Agenturen tätig. Sie spielen aber international bisher keine Rolle.

Bekanntester Einzelrepräsentant ist Ion Tiriac, der Manager von Boris Becker. Der UfA-Jahresumsatz dürfte sich in diesem Bereich bereits auf mehr als 50 Millionen Mark stellen (TV -Rechte, Fußballbundesliga und Tennismeisterschaften von Wimbledon).

dpa

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