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Zivilcourage-betr.: "Ökumene zur Situation der Juden in Osteuropa", taz vom 18.1.89

betr.: „Ökumene zur Situation der Juden in Osteuropa“,

taz vom 18.1.89

(...) Vor dem Krieg betrug die Anzahl der Juden in Ungarn über 700.000. Während der „kurzen Wirkungsdauer“ Eichmanns wurden, innerhalb von fünf Monaten, alle Stufen der Diskriminierung vom gelben Stern bis zur Deportation bei 600.000 vollzogen. Daß dies möglich war, lag unter anderem an der ungarischen Kollaborationsbereitschaft. Ungarn war zwar besetzt, hatte aber im Gegensatz zu Holland oder Dänemark nicht seine Souveränität eingebüßt. In Rumänien führte dieser Erhalt der Souveränität zur Verweigerung einer solchen Kollaboration. Rumäniens Juden waren von Deportationen weitgehend verschont geblieben.

Das Beispiel Dänemarks, das trotz Verlust der Souveränität aufgrund der Solidarität des nichtjüdischen Teils der Bevölkerung mit den Juden ebenfalls jegliche Deportation verhinderte, ist legendär.

Bleibt die Frage, wo in Deutschland, dem Land, das nicht besetzt, sondern Besetzer war, ebendiese Solidarität aus dem Volk geblieben war. Jedenfalls zeigen diese Beispiele, daß Erfolg oder Verhinderung von Massendeportationen und Diskriminierung sehr wohl auch vom Verhalten der nichtjüdischen Bevölkerung abhing und beeinflußt werden konnte.

Maurice Tszorf, Hamburg 1

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