piwik no script img

Europas Bahnen machen Dampf

■ Eisenbahngesellschaften legten Konzept für Hochgeschwindigkeitsnetz vor / 30.000 km

Brüssel (ap) - Die staatlichen und privat geführten Eisenbahngesellschaften der zwölf EG-Staaten haben der Europäischen Gemeinschaft am Dienstag in Brüssel ein ehrgeiziges Konzept zur Verwirklichung eines künftigen, 30.000 Kilometer umfassenden europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes präsentiert. Voraussichtliche Kosten: rund 200 Milliarden Mark.

Das Konzept der Eisenbahngesellschaften sieht zunächst die Verwirklichung von 12.300 Kilometern Neu- beziehungsweise Ausbaustrecken für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bis 1995 vor. Angesichts der bereits laufenden oder beschlossenen Projekte wie den Kanaltunnel oder die Strecke Paris-Brüssel -Amsterdam-Köln schätzten die Bahnvertreter die pünktliche Realisierung dieser ersten Stufe ihres Plans vor Journalisten in Brüssel als „sehr wahrscheinlich“ ein. Bis zum Jahr 2005 sollen nach dem Motto „Zweimal schneller als das Auto, halb so teuer wie das Flugzeug“ mit zusätzlichen nationalen und internationalen Maßnahmen weitere 15.000 Streckenkilometer für den Hochgeschwindigkeitsverkehr fertiggestellt werden. Für die fernere Zukunft sind Tunnels und Brücken für die Schließung der Lücken etwa im Bahnverkehr über die Pyrenäen, nach Skandinavien und durch die Alpen vorgesehen.

Ein schlüssiges Finanzierungskonzept wurde nicht vorgelegt, man verwies aber auf staatliche beziehungsweise private Quellen. Der für die Verkehrspolitik zuständige EG-Kommissar Karel van Miert sprach von einem ersten Meinungsaustausch sagte eine Prüfung des Konzepts zu. Allerdings ergäben sich eine Reihe heikler Fragen. An erster Stelle nannte Miert die Umweltverträglichkeit solcher Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Zugleich deutete er an, daß die EG das Projekt nicht oder nur gering bezuschussen werde.

Die Energievergeudung durch Verkehrsstaus auf dem europäischen Straßennetz wird in dem Bericht mit 2,6 bis 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Mitgliedsländer beziffert. Als Beispiel für Verluste durch den immer stärker überlasteten Luftraum wird die Lufthansa angeführt, die für 1987 ihre Kosten für Warteflüge über den Flughäfen auf 50 Mio. Mark schätzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen