: Währungsfonds: Prosciutto und Uno werden zu teuer
■ Währungsfonds kontrollierte Italien: Ausgabenbegrenzung empfohlen / Bewußte Indiskretion?
Mailand/Berlin (dpa/taz) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlägt Alarm - in diesem Fall nicht über unhaltbare ökonomische Zustände in einem verschuldeten Drittweltland, sondern in Italien, mithin einem Geberstaat. Ein wirtschaftlich destabilisierter Stiefel mit einer Verschuldung von 190 Milliarden Mark im laufenden Haushaltsjahr drohe für den Fall, daß Rom sich nicht zu einer rigorosen Haushaltspolitik durchringen kann. Dies melden die Nachrichtenagenturen.
Ein Sprecher des IWF meinte allerdings gegenüber der taz, daß es sich hierbei nicht um die gestrenge Prüfung eines um Kredit nachsuchenden Landes handele. Vielmehr handele es sich um eine „Konsultation“, die der IWF-Stab nach Art.4 des Fonds-Übereinkommens in jedem Mitgliedsland durchführe. Der abschließende Bericht bleibt allerdings stets geheim mit einer Ausnahme: Nur in Italien gebe es regelmäßig undichte Stellen in der Administration.
Es ist daher nicht auszuschließen, daß sich die römische Regierung mit der veröffentlichten IWF-Expertise im Rücken größere Chancen zur Durchsetzung der Sparpolitik erhofft. Darin werden in der Tat unpopuläre Maßnahmen anheim gestellt: Unakzeptabel sei das überdurchschnittliche Wachstum der öffentlichen Personalausgaben wie auch der Ausgaben für die Sozialversicherung, im Gesundheitswesen und bei den Staatsbahnen. Darüber hinaus müßten bei den öffentlichen Dienst- und Transportleistungen die Gebühren erhöht werden. Ansonsten droht nach Ansicht des IWF etwas, was man im Lande der fünf- bis sechsstelligen Restaurantrechnungen schon vergessen hatte: Die Inflation schlägt zurück. Die Lira hat die Inflationssignale bislang noch nicht zu spüren bekommen, weil das hohe italienische Zinsniveau noch immer kurzfristiges Kapital aus dem Ausland anzieht. Inflation und stabile Währung (die ja im Rahmen des europäischen Währungssystems kurzfristig angebunden ist) läuft aber darauf hinaus, daß der Prosciutto di Parma und der Fiat Uno im Ausland zu teuer werden und infolgedessen das Handelsbilanz-Defizit, das schon 1988 anzog, im laufenden Jahr noch einen Schub erhält.
Ulli Kulke
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen