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Geheimniskrämerei

■ Kein Durchbruch in Nordirland

Die Gespräche protestantischer Politiker mit den katholischen Sozialdemokraten sind kein Durchbruch in den Bemühungen um eine Lösung des Nordirland-Konflikts, wie die britischen Medien weismachen wollen. Der Erzreaktionär Paisley und sein technokratischer Stellvertreter Robinson haben keine Kreide gefressen, sondern das Geheimtreffen in Duisburg zeigt, daß sie mit dem Rücken zur Wand stehen einer Wand, die sie selbst errichtet haben. Als die Londoner und Dubliner Regierungen im November 1985 das anglo-irische Abkommen unterzeichneten verließen sich Paisley und Co. Darauf, dieses Abkommen mit ihrem Veto zu Fall bringen zu können. Doch Thatchers Unnachgiebigkeit zeigt, daß es kein protestantisches Veto gegen britische Interessen geben kann. Die beharrliche Verkündung Paisleys, daß die Rücknahme des Abkommens Vorbedingung für Gespräche mit den Katholiken sei, machte die Geheimhaltung des Duisburger Treffens vor seinen eigenen Anhängern erforderlich. Schließlich stehen nicht nur seine Glaubwürdigkeit und sein Führungsanspruch auf dem Spiel, sondern auch Wählerstimmen bei den kommenden Wahlen.

Für die Sozialdemokraten der SDLP geht es darum, von der IRA und ihrem politischen Flügel, Sinn Fein, das Wasser abzugraben. Die SDLP hat in den letzten Jahren zuviel Kredit verloren, weil das anglo-irische Abkommen zu keiner einzigen Verbesserung der Situation in den katholischen Ghettos geführt hat. Deshalb nützt ihnen selbst der Anschein eines politischen Fortschritts in Nordirland, wie ihn die Duisburger Gespräche erwecken sollen. Möglicherweise hat der Parteivorsitzende John Hume persönlich die BBC von dem Treffen in Duisburg informiert.

Ralf Sotscheck, Dublin

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